Röttgen plädiert für Beschlagnahme russischen Staatsvermögens
Unionsfraktionsvize Norbert Röttgen (CDU) plädiert für die Beschlagnahmung eingefrorenen russischen Staatsvermögens zur Unterstützung der Ukraine. "Es sind insgesamt 300 Milliarden Euro an russischem Staatsvermögen eingefroren worden, davon rund 250 Milliarden in Europa", sagte Röttgen der "Welt". "Ich bin zu der festen Überzeugung gekommen, dass wir dieses Staatsvermögen beschlagnahmen und zur Unterstützung der Ukraine verwenden sollten." Die Bedenken, dadurch würden Investoren vom europäischen Kapitalmarkt abgeschreckt, halte er für wenig überzeugend.
"Abgeschreckt würden allein Investoren, die einen Angriffskrieg planen.
Na gut, wer das plant, sollte sich andere Anlageformen suchen", so
Röttgen. "Aber warum sollen der deutsche, der europäische Steuerzahler
den Abwehrkampf der Ukraine finanzieren, wenn da 300 Milliarden Euro des
Staates liegen, der diesen grausamen Krieg verursacht hat?" Er sei
optimistisch, dass die Bundesregierung sich diesen Argumenten nicht
verschließe.
Der Unionsfraktionsvize sprach sich weiter für die
Unterstützung des Vorschlags von Nato-Generalsekretär Mark Rutte aus,
künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung
auszugeben. Das ergebe sich aus militärischen Notwendigkeiten und sei
nötig, um die USA in Europa zu halten. "Ein Teil der europäischen
Diplomatie besteht heute darin, etwas zu leisten, was 80 Jahre
selbstverständlich war oder eher andersherum stattgefunden hat. Oftmals
musste Washington die Europäer an seiner Seite halten", so Röttgen.
"Jetzt
erfordert es die Sicherheitslage in Europa, die USA an der Seite
Europas zu halten. Das tun wir nicht aus Melancholie gegenüber alten
Zeiten oder weil wir treue Vasallen der USA wären. Sondern weil es unser
elementares Interesse ist, das Selbstverständnis der USA als
europäische Sicherheitsmacht zu erhalten." Wenn europäische Sicherheit
transatlantisch bleiben solle, dann müsse sie viel stärker von den
Europäern getragen werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur