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Ex-Außenminister Gabriel: Auch ohne Trump kein Zurück in die vermeintlich gute alte Zeit

Archivmeldung vom 23.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sigmar Gabriel (2019)
Sigmar Gabriel (2019)

Bild: Screenshot Youtube Video: "REAKTIONEN AUF NAHLES: Sigmar Gabriel - "SPD braucht eine Entgiftung"" / Eigenes Werk

Trotz der besseren Umfragewerte für den demokratischen Herausforderer Joe Biden gegenüber US-Präsident Donald Trump hält Ex-Bundesaußenminister Sigmar Gabriel den Ausgang der US-Wahl für nicht entschieden. "Der deutliche Vorsprung von Joe Biden heißt noch nichts. Das amerikanische Wahlsystem hat so viele Unwägbarkeiten, dass der Ausgang offen ist", sagte Gabriel im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Es wäre am besten, "wenn Joe Biden bereits am Wahlabend die klare Mehrheit der Stimmen hätte. Dann nämlich würde es für Trump und die Republikaner schwer zu behaupten, die Wahlen seien unfair verlaufen", betonte Gabriel. Der ehemalige Vizekanzler und einstige SPD-Vorsitzende ist Vorsitzender der Atlantik-Brücke, einer Organisation zur Pflege der transatlantischen Beziehungen. Trumps Amtszeit bezeichnete Gabriel als "eine intellektuelle und habituelle Zumutung für die allermeisten Europäer".

Unabhängig von der Frage, ob der nächste US-Präsident Trump oder Biden heißt, wird es nach Ansicht von Gabriel in den transatlantischen Beziehungen kein Zurück geben in die Vor-Trump-Zeit. "Mit Joe Biden wird es den Versuch einer neuen transatlantischen Allianz geben, sie wird aber nicht die gleiche sein wie die alte. Sie wird mehr Verantwortung für die Europäer beinhalten. Mit vier weiteren Jahren Trump wird es gar keine Allianz mehr geben", sagte Gabriel der "NOZ". Trump habe "die Schwächung Europas bewusst betrieben".

Zur Gestaltung der künftigen Beziehungen sieht Gabriel Deutschland und die Europäer stärker in der Pflicht. Auch Biden werde sehen wollen, "dass wir Deutsche und Europäer etwas in die Waagschale mitbringen. Wir müssen etwas einbringen in diesen Wettbewerb einer globalen datengetriebenen Ökonomie. Deshalb wird es das Wichtigste sein, dass wir wirtschaftlich stark bleiben und dass wir aufholen im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz". Weiter sagte Gabriel: "In ihrem jetzigen Zustand ist die Europäische Union nicht sonderlich attraktiv für die Amerikaner. Wenn wir Einfluss haben wollen in den Auseinandersetzungen der Zukunft, dann ist Verteidigung wichtig, vor allem aber sind es Ökonomie und Technologie."

Nach Ansicht Gabriels bekommen "die Europäer von Donald Trump täglich vorgeführt, wie groß der Unterschied zwischen moralischem Anspruch und tatsächlichen Möglichkeiten ist. Deswegen sind wir so sauer auf ihn. Die richtige Antwort wäre, selbst stärker zu werden: wirtschaftlich, technologisch, außenpolitisch und auch in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik". Dazu ist laut Gabriel "weniger Sentimentalität" nötig. Transatlantische Politik nach dem Motto zu betreiben "Hauptsache wir haben den richtigen Präsidenten im Weißen Haus", reiche nicht aus und könne "auf einen großen Irrtum hinauslaufen". Gabriels Fazit: "Der Wechsel im Weißen Haus ist die notwendige, aber noch nicht die hinreichende Bedingung für eine auf die Zukunft gerichtete Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses".

Angesichts der Tatsache, dass in nicht mehr allzu ferner Zukunft die Mehrheit der US-Amerikaner keine europäischen, sondern lateinamerikanische und asiatische Wurzeln haben werde, werde es ohnehin schwieriger, "das in den vergangenen 70 Jahren auch durch die Präsenz amerikanischer Soldaten in Deutschland entstandene enge Verhältnis zwischen Deutschland und den USA aufrechtzuerhalten", sagte Gabriel der "NOZ". Da sei "Erfindungsreichtum gefragt", beispielsweise die Auflage neuer Formen von Stipendien und Studentenaustausch.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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