Polnischer Außenminister: China kann Ukraine-Krieg beenden

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Polens Außenminister Radek Sikorski hat wenig Hoffnung, dass die aktuellen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul zu einem Durchbruch führen werden. "Sie sind ein Test der russischen Absichten", sagte er dem Tagesspiegel. Putin spiele auf Zeit und meine es ernst mit seiner Absicht, die gesamte Ukraine zu unterwerfen. "Er ist noch immer überzeugt, dass er gewinnen kann", ist sich Sikorski sicher.
Die Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump sei für einen
Verhandlungserfolg nicht zwingend erforderlich. "Das Land, das den Krieg
beenden und Putin in die Schranken verweisen könnte, ist China", sagte
er dem Tagesspiegel. Russland sei "ein wirtschaftlicher Vasall Chinas".
"Würde China mit einem Handelsembargo drohen, wäre Russland gezwungen,
sich zu fügen."
Von den Nato-Mitgliedstaaten erwartet der Pole
eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent der
Wirtschaftsleistung. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auf dem
Nato-Gipfel Ende Juni ein entsprechendes Ziel verabschiedet werde. Dies
sei beim Nato-Außenminister-Treffen am Donnerstag in Antalya
"weitestgehend Konsens" gewesen.
Eine solche Quote würde für
Deutschland Rüstungsausgaben von über 200 Milliarden Euro pro Jahr
bedeuten. Das wäre fast die Hälfte des Gesamtvolumens des
Bundeshaushalts 2024. Zuletzt machte der Verteidigungsetat knapp über
zehn Prozent der Haushaltsaufwendungen aus.
Bei den Sanktionen
gegenüber Russland empfahl Sikorski, dass Europa dem Vorschlag von
US-Senator Lindsey Graham folgen sollte. Dieser ziele auf die Ausweitung
der Sanktionen sowie auf die Verschärfung ihrer Durchsetzung. "Die
europäischen Mechanismen zur Durchsetzung von Sanktionen fallen
gegenüber den amerikanischen ab", kritisierte Sikorski. Diese seien in
der EU den Mitgliedstaaten überlassen. Das sei nicht effizient. "Bei der
Durchsetzung von Sanktionen muss man permanent am Ball bleiben", so der
polnische Außenminister. Daher müssten die europäischen Anstrengungen
gebündelt werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur