Reeder melden mehr hybride Angriffe auf Schiffe in der Ostsee
Deutsche Reeder verzeichnen einen starken Anstieg von mutmaßlich absichtlichen Störungen der Navigationssysteme ihrer Schiffe in der Ostsee. "Die Zahl hybrider Angriffe auf die Handelsschifffahrt nimmt spürbar zu und ist eine große sicherheitstechnische Herausforderung für Reedereien", sagte Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder, dem "Spiegel".
Mitgliedsunternehmen meldeten mittlerweile "beinahe täglich" Vorfälle.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 gebe es "eine
deutliche Zunahme", auch in deutschen Gewässern. Die Herkunft lasse sich
nur schwer eindeutig nachweisen. Attacken gebe es mit Störsendern, aber
auch durch Cyberangriffe auf das Navigationssystem GPS oder das
automatische Identifikationssystem AIS, das Position, Kurs und
Geschwindigkeit an andere Schiffe übermittelt. Durch die Manipulationen
und Ausfälle der Systeme drohten Navigationsdaten unbrauchbar oder
Schiffe für andere unsichtbar zu werden.
Kröger warnt vor einer
Gefahr von Grundberührungen oder Kollisionen: "Selbst wenn das eigene
Navigationssystem noch korrekt funktioniert, können Manipulationen an
den Systemen anderer Schiffe zu gefährlichen Fehleinschätzungen führen."
Technisch lassen sich die Angriffe nicht vollständig unterbinden. Um
Havarien zu verhindern, müssen die Reedereien laut Kröger inzwischen
verstärkt auf alternative Navigationsmittel wie Radar, Kompass oder
visuelle Peilungen zurückgreifen. Er befürchtet, die Lage könnte weiter
eskalieren.