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Welternährungsgipfel: Der globale Kampf gegen den Hunger

Archivmeldung vom 04.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Mit einem dramatischen Appell zur Bekämpfung des Hungers in der Welt hat in Rom der Ernährungsgipfel der Vereinten Nationen begonnen. «Nur 30 Milliarden Dollar» (20 Milliarden Euro) pro Jahr wären notwendig, um Hunger und Unterernährung auszurotten.

Dies sagte Jacques Diouf, Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Dem stünden 1200 Milliarden Dollar im Jahr für Rüstungsausgaben gegenüber. «Die Zeit des Redens ist vorbei, nun ist die Zeit zu handeln», sagte er.

Staats- und Regierungschefs aus mehr als 40 Ländern suchen in Rom Lösungen für die globale Lebensmittelkrise. Nach FAO-Angaben leiden 862 Millionen Menschen weltweit an Hunger oder Unterernährung. Für Kritik und Proteste sorgte die Anwesenheit des umstrittenen Präsidenten von Simbabwe, Robert Mugabe. Auch Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad erregte mit weiteren Verbalattacken gegen Israel Aufsehen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte «kühne und entschlossene Maßnahmen», um den Hauptursachen der Ernährungskrise zu begegnen: «Wir wollen verbindliche Verpflichtungen für die Zukunft.» Neben den drastischen Preiserhöhungen für Nahrungsmittel sind auch die Herausforderungen von Klimawandel und Bioenergie Thema der dreitägigen Konferenz.

Die verschärfte Krise um die explodierenden Lebensmittelpreise sei auch eine Chance, frühere Strategien zu überdenken, erklärte der UN- Generalsekretär. Während gegen die hohen Preise sofort etwas getan werden müsse, sei es langfristig wichtig, die weltweite Lebensmittelsicherheit zu verbessern. «Nichts ist zerstörerischer als Hunger, vor allem wenn er von den Menschen gemacht wurde. Er nährt Wut, sozialen Zerfall, Krankheiten und wirtschaftlichen Niedergang», warnte Ban Ki Moon. «Nur wenn wir zusammen und als Partner handeln, können wir diese Krise bewältigen, heute und für die Zukunft.» Hunderte von Millionen Menschen erwarteten dies.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) bezeichnete die derzeitige Nahrungsmittelkrise als «Skandal der Menschheitsgeschichte». Es sei nicht zu verantworten, dass zu Beginn des dritten Jahrtausends noch mehr als 850 Millionen Menschen an Unterernährung litten, während die Erde die wachsende Weltbevölkerung sehr wohl ernähren könne, sagte sie in Rom vor Journalisten. «Alle Akteure müssen an einer Lösung mitwirken, die das Menschenrecht auf Nahrung gewährleistet.»

Deutschland werde durch eine Umstrukturierung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit in diesem Jahr insgesamt 500 Millionen Euro in die Ernährungssicherheit investieren. Gleichzeitig kritisierte Wieczorek-Zeul, dass der aktuelle Preisanstieg durch den Terminhandel noch verstärkt werde. «Dazu sage ich: Wer auf eine Ausbreitung des Hungers in den Entwicklungsländern spekuliert, verletzt die Menschenrechte!»

Zur Anwesenheit Mugabes sagte Wieczorek-Zeul: «Ich finde es sehr zynisch, dass jemand, der sein Land in den Ruin und die Menschen in den Hunger getrieben hat, es wagt, bei einer solchen Konferenz aufzutauchen». Neben Mugabe, dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodriguez Zapatero nehmen auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sowie Ägyptens Staatschef Husni Mubarak an dem Gipfel teil.

Für Unmut sorgte der iranische Präsident Ahmadinedschad, der auch bei seinem ersten Besuch in einem EU-Land seit seiner Wahl 2005 mit Attacken gegen Israel fortfuhr. Vor der Presse griff er außerdem die Mächtigen der Welt scharf an und warf ihnen vor, die Schuld an den globalen Problemen zu haben. Im übrigen litten die Palästinenser jetzt bereits seit 60 Jahren unter der israelischen Besatzung, führte Ahmadinedschad aus: «Ein Regime, das Frauen und Kinder in ihrer eigenen Heimat tötet, ist dem Untergang geweiht.»

Mubarak forderte eine «universelle Partnerschaft» aller UN- Mitgliedstaaten: Dringend notwendig sei ein internationaler Dialog zwischen den Lebensmittel- und Energie-Importeuren und den Exporteuren sowohl aus Entwicklungsländern als auch aus Industrieländern. Lula da Silva bezeichnete den Hunger in der Welt als eine «Beleidigung für die Menschheit». Dabei sei die derzeitige Krise vor allem eine der Lebensmittelverteilung: «Wir müssen mehr Nahrung produzieren und diese besser verteilen.»

Die Konferenz soll am Donnerstag mit einem Abschlussdokument zu Ende gehen.

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