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Deutscher Kammerchef in Moskau: "Russland-Sanktionen werden übererfüllt"

Archivmeldung vom 13.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Standorte der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK)
Standorte der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die deutsche Wirtschaft hat politischen Spitzenvertretern vorgeworfen, ihrem Russlandgeschäft durch moralischen Übereifer und eine übertriebene Dämonisierung Moskaus zu schaden. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer, Matthias Schepp, "als Wirtschaftsverband kritisieren wir, dass Deutschland die Sanktionen regelrecht übererfüllt".

Beispielsweise seien Messezuschüsse eingeschränkt worden, was keine europäische Sanktionsvereinbarung verlangt habe. Zudem würden deutsche Spitzenpolitiker große russische Wirtschaftsforen meiden, auf denen die Staats- und Regierungschefs anderer Sanktionsländer wie Frankreich, Italien, Österreich und Japan neben Wladimir Putin aufträten. "So stoßen andere Länder und Lieferanten in die Lücken, die wir ohne Not hinterlassen", kritisierte Schepp.

Im Januar steht die Verlängerung der EU-Sanktionen gegen Russland an. Sie wurden wegen der Annexion der Krim sowie des Konflikts in der Ostukraine verhängt. Die Wirkung sei sehr begrenzt, sagte Schepp der NOZ in Moskau. In Teilen würden sie Russland sogar stärken. "Der notgedrungene Versuch der russischen Regierung, ausländische Produkte zu ersetzen, belebt in einigen Bereichen die eigene Wirtschaftskraft", erklärte der Landeskenner. Mehrere Sektoren seien für westliche Anbieter inzwischen dauerhaft verloren.

Auch finanzpolitisch sei Russland ausgesprochen stabil. Zwar werde das Land auf absehbare Zeit wachstumsschwach bleiben. "Aber man muss festhalten, dass es den Doppelschock aus zeitweise sehr niedrigen Preisen für Öl und Gas und den westlichen Sanktionen gut verkraftet hat", erklärte Schepp.

Der Kammerchef verwies darauf, dass es Regierung und Zentralbank gelungen sei, die Preissteigerung auf den niedrigsten Stand seit dem Zerfall der Sowjetunion zu senken. Zugleich verfüge Russland inzwischen über die fünftgrößten Währungsreserven der Welt. Der Außenhandelsüberschuss steige. Gleichzeitig habe das Land die weltweit sechstniedrigste Staatsschuldenquote gemessen am Bruttoinlandsprodukt. "Sie liegt bei 13 Prozent. In Deutschland reden wir über 64 Prozent, in den Südländern der EU über mehr als 100 Prozent. Russland zahlt seit 2014 Schulden zurück. Wer macht das sonst?", verwies Schepp darauf, dass die Sanktionen trotz mehrfacher Ausweitung ihr Ziel verfehlten und eher westlichen exportorientierten Firmen schadeten als den Russen.

Zwar leide das Land an "postsowjetischen Krankheiten wie Vetternwirtschaft, Korruption, Überbürokratisierung und einer insgesamt schwach ausgeprägten Privatwirtschaft", sagte der Vertreter der deutschen Wirtschaft in Moskau. Immerhin aber sei es gelungen, die Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu senken. "2013, vor dem Ukrainekonflikt, hing der Staatshaushalt zu 52 Prozent von Steuern auf Öl und Gas ab, im vergangenen Jahr zu 40 Prozent", erklärte Schepp.

Sein Fazit: "Unsere Mitglieder wünschen sich eindeutig mehr Rückenwind aus der Berliner Politik fürs Russlandgeschäft. Gerade in politischen Krisenzeiten ist die Wirtschaft eine starke und verlässliche Brücke."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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