Brasilien: Gerichtsmehrheit für Verurteilung von Bolsonaro
Die Mehrheit der Richter am Obersten Bundesgericht Brasiliens hat sich am Donnerstag für eine Verurteilung von Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro ausgesprochen. Über einen Zeitraum von fünf Tagen gaben die Richter mit mehrstündigen Begründungen einzeln der Reihe nach ihre Stimmen ab.
Bislang stimmten drei der fünf Richter des Gremiums dafür, Bolsonaro des
Putschversuchs und der kriminellen Verschwörung schuldig zu sprechen.
Voraussichtlich
am Freitag soll die finale Entscheidung fallen und das Strafmaß
verkündet werden. Möglich ist eine Strafe von bis zu 43 Jahren Haft. Es
wäre das erste Mal, dass ein ehemaliger brasilianischer Staatschef wegen
eines versuchten Regierungssturzes verurteilt wird.
Bolsonaro
gilt als enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, der nach dem
Kapitolsturm 2021 wegen Anstiftung zum Staatsstreich angeklagt wurde,
bevor das Verfahren aufgrund von Trumps erneuten Wahlsieg eingestellt
wurde. Bereits Anfang Juli verhängte Trump Zölle in Höhe von 50 Prozent
gegen Brasilien und begründete den Schritt mit dem Vorgehen der
brasilianischen Justiz gegen den brasilianischen Ex-Präsidenten.
Neben
Bolsonaro sind sieben weitere Personen angeklagt, darunter auch
Bolsonaros Kandidat für das Amt als Vizepräsident sowie andere führende
Verantwortliche in Militär und Politik. Ihnen wird unter anderem die
Bildung einer bewaffneten kriminellen Vereinigung, die versuchte
gewaltsame Abschaffung der demokratischen Rechtsstaatlichkeit und ein
Staatsstreich vorgeworfen.
Im Jahr 2022 soll sich Bolsonaro mit
Botschaftern getroffen haben, um Vorwürfe des Wahlbetrugs zu erörtern,
um "die internationale Gemeinschaft auf die Missachtung des Volkswillens
bei den Präsidentschaftswahlen vorzubereiten", so die
Staatsanwaltschaft. Die Angeklagten hätten ihre Kampagne zur
Diskreditierung des Wahlsystems fortgesetzt, obwohl keine Beweise für
Wahlbetrug gefunden worden seien. Laut Staatsanwaltschaft fand der
letzte Versuch, die Wahl zu kippen, am 8. Januar 2023 statt. Damals
hatten Bolsonaro-Anhänger in Brasilia die drei Regierungssitze gestürmt
und verwüstetet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur