Union und SPD uneins bei Gaza-Initiative der Städte
Eine Initiative deutscher Städte zur Aufnahme traumatisierter Kinder aus Israel und aus dem Gaza-Streifen sorgt für Uneinigkeit in der schwarzen-roten Koalition. Das berichtet die "Welt".
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hatte politische
Unterstützung von Bundesseite für Einreiseverfahren, Auswahl und
medizinische Koordination gefordert. Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
zeigte sich reserviert. "Wenn ein Aufenthalt zur medizinischen
Behandlung in Deutschland erforderlich ist, gibt es nach heutigem Recht
bereits Aufnahmemöglichkeiten", sagte Fraktionsvize Günter Krings (CDU)
der "Welt" und fügte mit Blick auf Gaza hinzu: "Im Übrigen sollten wir
die arabischsprachigen Länder des Nahen und Mittleren Ostens bei der
Aufnahme von Kindern unterstützen, anstatt sie weit weg nach Europa zu
bringen."
Offen für eine Unterstützung der Städte-Initiative
zeigt sich hingegen der Koalitionspartner. "Wir begrüßen als
SPD-Fraktion, dass sich viele der Initiative anschließen", sagte der
SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic. "Nun muss das Auswärtige Amt, das für
medizinische Evakuierungen zuständig ist, die entsprechenden Schritte
einleiten und das Bundesinnenministerium eine zentrale Verteilung
organisieren."
Der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende
Markus Frohnmaier wies die Forderung aus Hannover zurück: "Deutschland
ist voll. Wir sind an unserer Belastungsgrenze - personell, finanziell
und gesellschaftlich." Deshalb brauche es konsequente Abschiebungen
statt weiterer Aufnahmeprogramme. "Die Verantwortung liegt in der
Region. Arabische und islamische Staaten sind gefordert, ihrer
humanitären Verantwortung gerecht zu werden. Auch Israel muss in
Verantwortung genommen werden und einen Beitrag leisten."
Der
Grünen-Innenpolitiker Marcel Emmerich hingegen unterstützte den Ruf nach
Hilfe des Bundes. Die Städte handelten dort, wo akute Hilfe dringend
nötig sei. "Der Bund sollte weitere Schritte gehen und sich in
europäischer Abstimmung weiter engagieren. Es ist wichtig, dass der Bund
die Städte nicht alleinlässt, sondern hilft, damit die Kinder in
Deutschland gut ankommen."
Die Linke will weitergehen. "Dass
einzelne Städte einige Kinder aufnehmen wollen, ist gut, denn jeder
gerettete Mensch zählt. Aber was ist mit deren Eltern und
Geschwistern?", fragte Linksfraktionsvize Clara Bünger. "Auch sie
sollten ein Leben in Sicherheit und Würde führen können." Es brauche
jetzt mehr als symbolische Gesten. "Das Morden muss enden. Israel muss
seine Angriffe sofort stoppen." Der Bund sollte rechtliche
Rahmenbedingungen für die Aufnahme der Kinder in den Städten schaffen,
forderte Bünger.
Quelle: dts Nachrichtenagentur