Ukraine: Politologin Claudia Major warnt vor "deutschem Sonderweg"
Angesichts der Diskussion über Sicherheitsgarantien für die Ukraine hat die Politologin Claudia Major vor einem "deutschen Sonderweg" gewarnt. "Wenn Friedrich Merz es ernst meint, mit seiner Führungsrolle in Europa, können wir uns keinen deutschen Sonderweg erlauben", sagte Major, die als Senior Vice President die Abteilung für Sicherheits- und Verteidigungspolitik beim US-Thinktank German Marshall Fund leitet, dem "Stern".
"Wir verbringen gerade ganz viel Zeit damit, den deutschen Beitrag zu
diskutieren - ob zum Beispiel deutsche Soldaten in Polen stationiert
werden sollten oder in der Westukraine", sagte Major. "Ich würde mir
wünschen, dass wir mit der gleichen Intensität darüber nachdenken, wie
wir diesen Krieg beenden können." Die aktuelle Debatte wirke "wie eine
Übersprungshandlung, von denen wir seit 2022 viele gesehen haben", so
die Politologin: "Weil wir nicht die Frage beantworten wollen oder
können, was wir konkret tun können, damit es überhaupt zu einem
Waffenstillstand kommt."
Am Donnerstag trifft sich in Paris auf
Einladung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron die "Koalition
der Willigen", um über Sicherheitsgarantien zu beraten. In diesem
Zusammenhang war in den vergangenen Tagen auch die Frage diskutiert
worden, ob im Falle eines Waffenstillstands Deutschland und andere
europäische Staaten Soldaten zur Absicherung einer solchen Vereinbarung
in die Ukraine senden könnten. Merz hatte zuletzt entsprechende
Spekulationen zurückgewiesen. "Für den gegenwärtigen Fall spricht
niemand über Bodentruppen in der Ukraine", sagte er.
"Momentan
sehe ich keine Anzeichen, dass sich Putin auf einen Waffenstillstand
einlässt oder seine Ziele mit Blick auf die Ukraine und Europa verändert
hätte", sagte Major. Dies "wäre aber die Voraussetzung", um europäische
Truppen zur Absicherung eines solchen Waffenstillstands überhaupt zu
entsenden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur