Ministerin nennt Gaza-Hilfsabwürfe "Tropfen auf den heißen Stein"

Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
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Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat eingeräumt, dass die Abwürfe von humanitären Gütern über dem Gazastreifen nur begrenzt helfen. "Natürlich sind die Hilfslieferungen über die Luftbrücke nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte sie dem "ARD Interview der Woche". "Aber ich finde es trotzdem richtig, wenn die Bundesregierung gefragt wird von Jordanien, sich an dieser Aktion zu beteiligen - und Frankreich und Großbritannien das tun - dass wir das auch tun."
Alabali Radovan appellierte daher an die israelische Regierung, Hilfe
über den Landweg zuzulassen. "Lassen Sie die UN-Organisationen rein, die
alle Mittel und Möglichkeiten haben, die Menschen vor Ort zu
versorgen." Die Lage im Gazastreifen nannte sie "herzzerreißend". Die
Hungersnot sei "inakzeptabel".
Die SPD-Politikerin mahnte, es
müsse auch jetzt schon um die Fragen gehen, was nach einem möglichen
Waffenstillstand passiert und wie es dann in Gaza weitergeht. Man
akzeptiere keinen Plan, der eine Vertreibung der Palästinenser aus Gaza
vorsieht, so Alabali Radovan.
Im Vordergrund stehe zunächst ein
dauerhafter Waffenstillstand. "Dann sind wir auch bereit, auch mit
meinem Ministerium, sofort zu unterstützen - vor Ort", sagte sie. Das
Ministerium war lange Zeit in Gaza mit Projekten der
Entwicklungszusammenarbeit aktiv, gerade auch beim Thema Energie- und
Wasserversorgung habe man die letzten Jahre vor allem in der Ukraine
Erfahrung gesammelt. "Wir bringen viel Expertise mit und können
unterstützen", sagte die Ministerin.
Bundeskanzler Friedrich Merz
hatte Anfang der Woche erklärt, dass Alabali Radovan sich mit
Partnerländern wie Ägypten Vorkehrungen für eine Wiederaufbaukonferenz
treffen werde. Die SPD-Politikerin will, dass Entwicklungshilfe nicht
nur als Krisenprävention, sondern auch als Sicherheitsaspekt gesehen
wird. Die geplanten Kürzungen in ihrem Haus trägt sie aktuell zwar mit -
darauf habe man sich zu Beginn der schwarz-roten Koalition schließlich
geeinigt. Doch angesichts von immer mehr Krisen und Kriegen auf der Welt
dürften die Mittel nicht noch weniger werden.
Der Etat des
Bundesentwicklungsministeriums sinkt in diesem Jahr um rund eine
Milliarde Euro. Auch in den kommenden Jahren sind weitere Kürzungen
geplant. Gleichzeitig steht die internationale
Entwicklungszusammenarbeit nach der Einstellung der Arbeit der
US-Entwicklungsbehörde USAID unter Druck. Laut einer in der
Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Studie werden bis 2030
zusätzlich über 14 Millionen Menschen sterben, darunter 4,5 Millionen
Kinder, wenn die durch die Schließung von USAID entstandene
Finanzierungslücke nicht geschlossen wird.
Quelle: dts Nachrichtenagentur