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Kundus-Opfer: Schwere Vorwürfe gegen Anwalt Popal Nouripour

Archivmeldung vom 11.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg
Bild: Bundeswehr/Stollberg/Martin Stollberg

Politiker, Anwälte und unabhängige Regierungsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen den Bremer Rechtsanwalt Karim Popal. Der Deutsch-Afghane verhandelt derzeit mit dem Verteidigungsministerium über Entschädigungszahlungen für die Opfer des Luftangriffs bei Kundus.

Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" hat Popal bei Gesprächen in Kundus den internationalen Truppen in Afghanistan willkürliche Tötungsaktionen unterstellt. Zudem gibt es Zweifel an Popals Zahlen zu Opfern und Mandanten. Dorfälteste in Kundus haben sich von dem Anwalt inzwischen distanziert.

Auf einem Video, das "Report Mainz" vorliegt, ist Popal im Gespräch mit Dorfältesten bei Kundus Mitte November zu sehen. Popal sagt wörtlich zum Vorgehen der europäischen und amerikanischen Truppen: "In verschiedenen Orten ist es so: Sie gehen in die Dörfer und töten Menschen, weil sie einen langen Bart tragen und sich wie die Taliban kleiden. In Afghanistan tragen viele Leute einen Bart und tragen einen Turban." Omid Nouripour, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestagsuntersuchungsausschuss zur Kundus-Affäre, spricht gegenüber "Report Mainz" von "Agitation der übelsten Sorte". Monika Lüke, Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, zeigt sich entsetzt: "Das hat überhaupt keine friedensstiftende Wirkung, sondern schürt ja eher die Auseinandersetzung." Lüke wirft dem Anwalt zudem "Geschacher" um die Opferzahlen vor. Karim Popal kommt im Ergebnis auf 137 tote zivile Opfer. In Untersuchungen unabhängiger Regierungsorganisationen ist von niedrigeren Zahlen die Rede. Amnesty International nennt 83 getötete Zivilisten. Die afghanische unabhängige Menschenrechtskommission (AIHRC) in Kabul führt in einem bisher unveröffentlichten Untersuchungsbericht, der "Report Mainz" vorliegt, 112 getötete Opfer auf.

Unterdessen gibt es Zweifel, ob Popal, wie er erklärt, tatsächlich 79 Mandanten hat und alle Hinterbliebenen vertritt. "Report Mainz" teilte er schriftlich mit: "Ich habe keine Mandanten, die ich nicht kenne oder die ich nicht kontaktiert habe." In einer E-Mail an das Verteidigungsministerium schreibt ein Berliner Anwalt, der mit Popal kooperierte, die Zusammenarbeit mit Popal aber inzwischen beendet hat, bisher sei es "nur zu einem direkten Zusammentreffen mit insgesamt 11 Angehörigen" gekommen. "Sämtliche Ihnen darüber hinaus vorliegenden Vollmachten wurden nicht in Anwesenheit der Rechtsanwälte ausgestellt und unterzeichnet." Eine Abgeordnete des Regionalparlaments Kundus bestätigte gegenüber "Report Mainz", dass sie für Popal Vollmachten eingeholt und als Aufwandsentschädigung auch Geld erhalten hat.

Inzwischen haben sich sechs Dorfälteste, die Angehörige bei dem Luftangriff verloren haben, von Karim Popal distanziert. Nach Angaben der AIHRC haben sie einen Brief geschrieben, in dem sie klarstellen, dass sie Karim Popal nicht als Anwalt beauftragt haben. Vielmehr wollten sie die Entschädigung direkt von der Bundeswehr vor Ort erhalten. Der Direktor der AIHRC, Mohammad Musa Mahmodi, sagte "Report Mainz": "Was wir gehört haben und auch in dem Brief lesen, ist, dass die Leute sehr besorgt sind und dass sie die Entschädigung direkt haben möchten und nicht durch irgendeinen Vertreter."

Quelle: SWR - Das Erste

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