EZB sieht neue Herausforderungen durch angekündigte US-Zölle
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, sieht neue Herausforderungen durch die angekündigten US-Zölle auf Produkte der Europäischen Union auf die Notenbank zukommen. "Der Disinflationsprozess von der im Jahr 2022 verzeichneten hohen Inflation schreitet gut voran, aber leider treten nun neue Herausforderungen auf", sagte Lane der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Die EZB werde für die nächsten Zinsentscheidungen genau auf die Daten
blicken: "Sehen wir Anzeichen weiter sinkender Inflation, reagieren wir
mit weiteren Zinssenkungen", kündigte Lane an. Die Diskussion bewege
sich aber in keinem sehr breiten Rahmen: "Niemand spricht über
dramatische Zinssenkungen."
Lane räumte ein, dass viele
Verbraucher im Supermarkt eine höhere Teuerung wahrnähmen. "Die
Inflation bei Nahrungsmitteln liegt weiter klar über zwei Prozent,
aktuell bei rund drei Prozent." Für unverarbeitete Lebensmittel, zum
Beispiel Obst und Gemüse, betrage sie sogar fast fünf Prozent. "Diese
Wahrnehmung ist also korrekt: Die 'Supermarkt-Inflation' ist höher als
die allgemeine Inflationsrate", sagte Lane. Das werde durch andere
Entwicklungen, beispielsweise bei den Energiepreisen, ausgeglichen.
Als
unwahrscheinlich bezeichnete es der EZB-Chefvolkswirt, dass der
Euroraum jetzt häufiger solche Inflationswellen wie in den
zurückliegenden drei Jahren sehen werde: "Die besonderen Umstände der
letzten Inflationswelle werden sich wahrscheinlich so schnell nicht
wiederholen - so etwas kommt höchstens alle paar Jahrzehnte einmal vor."
Quelle: dts Nachrichtenagentur