IW-Direktor glaubt nicht an Ende der Zoll-Debatten
Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Hüther, rechnet trotz des Zoll-Deals zwischen den USA und der Europäischen Union mit weiteren Störfeuern aus Washington.
"Darauf vertrauen, dass nun Ruhe herrscht, kann man nicht, zumal die
Kauf- und Investitionszusagen kaum präzise einzuhalten sind. Trump nimmt
die Zolldrohung nie vollends vom Tisch", sagte Hüther nach der Einigung
den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). Auch deshalb
wäre eine kraftvollere Verhandlungsstrategie der EU sinnvoll gewesen,
erklärte er weiter.
Kurzfristig rechnet Hüther hingegen schon mit
ein wenig Ruhe in dem zunächst beigelegten Handelskonflikt. Unter den
Zöllen würden wohl vor allem die US-Verbraucher leiden, so der Ökonom.
"Der Zollsatz von 15 Prozent dürfte von den deutschen Exporteuren
aufgrund ihrer Marktposition in der Regel überwälzbar sein. Am Ende
zahlen zumeist die US-Konsumenten", sagte er. Insgesamt könne der Deal
keine Euphorie begründen, denn Zölle - egal in welcher Höhe - belasteten
die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung. "Es ist nicht gelungen, den
Trumpschen Unsinn zu korrigieren", fasste Hüther zusammen.
Die
Wirtschaftsweise Veronika Grimm fordert von der Europäischen Union
Konsequenzen nach der Zoll-Einigung mit den USA. "Die EU muss endlich
aufwachen und sich um ihre eigene Wachstumsagenda kümmern. Bisher
überdecken wir unsere Probleme mit hohen schuldenfinanzierten Ausgaben -
geraten aber immer mehr in die Defensive. Damit muss Schluss sein",
sagte Grimm den Zeitungen der Funke-Mediengruppe nach der Einigung in
dem Handelskonflikt. Jetzt verschulde man sich und kaufe davon Waffen
und Energie aus den USA. "Eine Wachstumsstrategie für die EU ist das
sicher nicht", so Grimm weiter.
Mit Blick auf die Folgen der
Zölle für die deutschen Exporteure äußerte sie sich zwiegespalten. "Die
Zölle werden die deutsche Wirtschaft belasten, es ist aber gut, dass die
hohen Zölle für die Automobilindustrie nicht bestehen bleiben", so die
Ökonomin, die Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaft (SVR) ist.
Energie und Waffen aus den USA zu kaufen, damit könne man leben, sagte
sie. "Bei beiden werden wir ohnehin auf lange Sicht auf Importe
angewiesen sein", so die Ökonomin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur