Bericht: Tausende Uiguren unter Zwang in chinesischen Fabriken
Chinas Behörden sollen Medienberichten zufolge jedes Jahr Zehntausende Uiguren zum Arbeitseinsatz in Fabriken fern ihrer Heimatregion Xinjiang schicken - vielfach zu schlechten Bedingungen und mutmaßlich unter Zwang. Nach einer gemeinsamen Recherche berichten der "Spiegel", die "New York Times" und das Londoner "The Bureau of Investigative Journalism" über 75 Werke in elf Provinzen, in denen Angehörige der muslimischen Minderheit arbeiten müssen.
Dazu wurden Berichte aus Parteizeitungen gesichtet, Statistiken der
Provinzbehörden ausgewertet, vor allem aber Zehntausende Videos auf
Douyin analysiert, der chinesischen Version von Tiktok. Zwei Dutzend der
Werke haben der "Spiegel" und seine Partner vor Ort besucht.
Die
Produkte aus den Fabriken landen in Europa, den Vereinigten Staaten,
der ganzen Welt. Mehr als 145.000 internationale Lieferungen aus den
Fabriken konnten die Medien nach eigenen Angaben anhand von
Zolldatenbanken nachvollziehen.
Der deutsche Anthropologe Adrian
Zenz, der seit Jahren zur Unterdrückung in Xinjiang forscht, geht von
jährlich etwa 38.000 Überstellungen uigurischer Arbeiter in andere
Provinzen aus. "Mein Eindruck ist, dass die Zahlen zunehmen. 2018 waren
es noch etwa 27.600 Fälle."
Ein Expertengremium der
Internationalen Arbeitsorganisation der Uno (ILO) stellte fest, "dass
die Beschäftigungssituation der Uiguren und anderer muslimischer
Minderheiten in China zahlreiche Hinweise auf Zwangsmaßnahmen enthält".
Es gebe Indikatoren für eine "Arbeitsvermittlungspolitik", die
"Maßnahmen vorsieht, die die freie Wahl des Arbeitsplatzes stark
einschränken".
Die chinesische Botschaft in Washington teilte
dazu schriftlich mit: "Die Xinjiang-Frage ist überhaupt keine
Menschenrechtsfrage, sondern im Wesentlichen eine Frage der Bekämpfung
von gewalttätigem Terrorismus und Separatismus." Beim Vorwurf der
Zwangsarbeit handle es sich um "nichts als bösartige Lügen, die von
antichinesischen Kräften erfunden wurden".
Quelle: dts Nachrichtenagentur