Zehntausende Menschen in Syrien weiterhin vermisst
Acht Monate nach dem Ende des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad werden in Syrien nach Schätzungen von Menschenrechtlern weiterhin mehr als 177.000 Menschen vermisst. Für das gewaltsame Verschwinden von mehr als 160.000 davon sei das Assad-Regime verantwortlich, sagte die Dokumentarin des Syrischen Netzwerk für Menschenrechte (SNHR), Nour Khatib, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" in Damaskus.
Nach dem Ende der Gewaltherrschaft seien rund 24.200 Menschen aus den
berüchtigten Gefängnissen des Regimes freigekommen. Es sei zunehmend
unwahrscheinlich, dass unter den verbliebenen Vermissten noch
Überlebende seien. "Wenn es überhaupt noch Hoffnung gibt, dann schwindet
sie von Tag zu Tag."
Von den Vermissten sei die überwiegende
Zahl nach Beginn des Volksaufstands 2011 verschwunden, sagte Khatib. Es
gebe aber auch jahrzehntealte Fälle, deren Schicksal trotz des Sturzes
des Regimes nicht aufgeklärt wurde. Das Ausmaß der Problematik sei immer
noch schwer abzuschätzen. "Es wird Jahre dauern, bis wir die Daten
aller Opfer kennen." Das Assad-Regime habe die Existenz von Gefangenen
geleugnet, Dokumente vernichtet, Menschen ohne Verfahren hingerichtet
und heimlich verscharrt. Das mache die Aufklärung einzelner Schicksale
extrem schwierig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur