IG Metall sieht bei Thyssenkrupp über 20.000 Jobs in Gefahr
Die umstrittenen Umbaupläne von Thyssenkrupp-Chef Miguel López für den Essener MDax-Konzern könnten nach Einschätzung der IG Metall Zehntausende Stellen kosten. "Bei den Plänen könnten mehr als 20.000 Beschäftigte auf der Strecke bleiben", sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, der "Süddeutschen Zeitung". Thyssenkrupp hat 96.000 Mitarbeiter, es geht also demnach um jede fünfte Stelle.
Kerner zufolge lehnt die Gewerkschaft vor allem "die Tonalität des
Vorhabens" ab: Es gehe nur um Gewinnmaximierung und die Interessen der
Aktionäre, die Interessen der Beschäftigten spielten für López keine
Rolle, sagte er der Zeitung. Thyssenkrupp ist als Autozulieferer,
Maschinenbauer und Werkstoffhändler tätig; daneben gehört Deutschlands
größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) und die
Werftengruppe Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) zu dem Unternehmen.
López
hatte am Montag angekündigt, in den kommenden Jahren alle Sparten zu
verselbstständigen und reif für den Einstieg von Partnern oder für einen
Börsengang machen zu wollen. Am weitesten fortgeschritten sind die
Pläne für die Werftengruppe TKMS, den Weltmarktführer für nicht
atomgetriebene U-Boote. Nach Angaben von Kerner soll der Aufsichtsrat
noch im Juni über einen Börsengang der Tochter TKMS entscheiden.
Allerdings
seien bis zur Aufsichtsratssitzung noch strittige Fragen zu klären,
sagte Kerner der SZ - etwa wie bei TKMS die Mitbestimmung durch
Arbeitnehmervertreter nach dem Börsengang aussehen werde. "López ist
kein Freund der Mitbestimmung, und der Spin-Off wird die Blaupause für
die Verselbstständigung der anderen Sparten sein", sagte der
Gewerkschafter.
Kritisch äußerte sich Kerner auch über den
tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky, der voriges Jahr 20 Prozent
der Anteile an der Stahltochter TKSE gekauft hat und auf 50 Prozent
aufstocken könnte: "Ich halte Herrn Kretinsky inzwischen immer weniger
für den richtigen Käufer", sagte Kerner der Zeitung. So weigere sich der
Tscheche seit mehr als einem Jahr, den Arbeitnehmervertretern seine
Pläne für das Investment darzulegen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur