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Gazastreifen: Mehr Angriffe auf das Gesundheitswesen als in jedem anderen Konflikt weltweit

Freigeschaltet am 22.04.2024 um 07:11 durch Sanjo Babić
Gaza Stadt (2023)
Gaza Stadt (2023)

Foto: Palestinian News & Information Agency (Wafa) in contract with APAimages
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Im Gazastreifen gab es seit Oktober 2023 pro Monat mehr Angriffe auf das Gesundheitswesen als in jedem anderen Konflikt der jüngeren Vergangenheit. Das zeigt eine Analyse von Save the Children, in der Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgewertet wurden.

Die WHO registrierte zwischen dem 7. Oktober 2023 und Anfang April 2024 mindestens 435 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und -personal im Gazastreifen. Das entspricht 73 Angriffen im Monat - mehr als in jedem anderen von Krieg betroffenen Land seit Beginn der Datenerhebung 2018. An zweiter Stelle folgt die Ukraine mit 67 Angriffen pro Monat.

Das Gesundheitssystem im Gazastreifen ist fast komplett zusammengebrochen. Nur elf von 36 Krankenhäusern sind noch teilweise funktionsfähig. Save the Children ist mit einem medizinischen Notfallteam in einer mobilen Klinik einer Partnerorganisation in Rafah im Einsatz. Dort werden täglich mehr als 200 Menschen versorgt; rund 40 Prozent von ihnen sind Kinder.

"Es kommen immer mehr Kinder zu uns. Sie haben oft schlimme Verletzungen, Arme oder Beine verloren und brauchen mehrere Operationen", berichtet Kinderkrankenpflegerin Becky Platt. "Doch selbst simple Medikamente sind kaum zu bekommen. Bei Amputationen müssen wir mit weniger Schmerzmitteln auskommen als nötig wären. Ich bringe den Kindern dann Seifenblasen oder Spiele auf meinem Handy mit, um sie abzulenken, aber es bleibt natürlich eine Tortur. Wir haben kürzlich einen zehnjährigen Jungen behandelt, dem ein Schrapnell den Oberschenkelknochen zertrümmert hatte. Er kam mit einem externen Fixateur zu uns, hatte viel Muskelmasse und Gewebe verloren und brauchte Hauttransplantationen. Er war so verzweifelt, dass er sein Bein nicht anschauen konnte. Er weinte nur still, es war herzzerreißend. Aber das ist hier inzwischen der schreckliche Alltag."

Vor allem Kinder benötigen Operationen, berichten Ärzte aus dem Gazastreifen. Da viele Mädchen und Jungen mangelernährt sind, heilen ihre Wunden schlechter und sie sind anfälliger für Infektionen. "Wir sehen bei Kindern akute Atemwegsinfekte, Unterernährung, Krätze, Hepatitis A. In den vergangenen zwei Wochen hatte ich hier mehr Fälle von Gelbsucht als in meiner gesamten medizinischen Laufbahn", sagt Dr. Simon Struthers, Kinderarzt in einer mobilen Klinik in Rafah. "Wir behandeln auch viele Kinder mit Magen-Darm-Erkrankungen, die sich über Fäkalien verbreiten. Händewaschen würde helfen, aber viele der Vertriebenen leben in Zelten oder überfüllten Notunterkünften ohne ausreichende sanitäre Einrichtungen und sauberes Wasser. Auch Kinder mit chronischen Erkrankungen können nicht mehr behandelt werden. Und selbst einfache Medikamente wie antibiotische Salben fehlen."

Der Mangel an Sicherheit erschwert die Versorgung zusätzlich. Neben Kliniken kommen auch Krankenwagen, medizinische Hilfskonvois und Zufahrtsstraßen zu Krankenhäusern unter Beschuss. Die WHO meldete, dass zwischen Mitte Oktober 2023 und Ende März 2024 mehr als die Hälfte ihrer Einsätze im Gazastreifen verweigert, verzögert, behindert oder verschoben worden seien.

"Das medizinische Personal im Gazastreifen riskiert täglich sein eigenes Leben, um Kinderleben zu retten", sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. "Die Angriffe auf das Gesundheitswesen müssen aufhören. Gesundheitseinrichtungen und andere zivile Infrastruktur dürfen nicht für militärische Zwecke missbraucht werden. Die Zivilbevölkerung, darunter über eine Million Kinder, muss ungehindert medizinisch versorgt werden können."

Quelle: Save the Children Deutschland e.V. (ots)

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