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Angst vor britischem EU-Austritt steigert Interesse an Finanzplatz Frankfurt

Archivmeldung vom 16.09.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.09.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Andreas Roß / pixelio.de
Bild: Andreas Roß / pixelio.de

Die Sorge vor einem möglichen EU-Austritt Großbritanniens steigert das Interesse am Finanzplatz Frankfurt. "Viele Klienten haben derzeit großes Interesse, sich in Deutschland niederzulassen oder ihre hiesigen Einheiten zu stärken", sagte ein Partner einer großen Kapitalmarkt-Kanzlei der "Welt".

Unter den neuen Frankfurt-Fans seien sowohl US-Finanzdienstleister als auch britische oder asiatische, deren Europazentrale bislang in London sitzt. "Wir stellen eindeutig ein zunehmendes Interesse am Standort Frankfurt fest", sagte auch Oliver Wagner, Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland. Gerade US-Banken fänden immer mehr Gefallen daran, sich am Main anzusiedeln. Von konkreten Neuansiedlungen kann Wagner allerdings nicht berichten: Nach seiner Beobachtung befinden sich die Finanzunternehmen eher noch in der Planungsphase. "Viele Banken überlegen, sich in der Nähe der EZB anzusiedeln oder zu verstärken, weil man künftig mit der Zentralbank umso mehr zu tun haben wird", berichtet Verbands-Geschäftsführer Wagner. "Die Aufsicht wird zunehmend zum Standortfaktor für Frankfurt." Die EZB wird ab November der maßgebliche Aufseher für alle Großbanken in der Euro-Zone sein.

Der Chefvolkswirt der DZ Bank, Stefan Bielmeier, hat mit Blick auf das bevorstehende Referendum in Schottland über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich vor einem Rückfall in die Kleinstaaterei gewarnt. "Aus weltökonomischer Sicht machen Spaltungstendenzen keinen Sinn. Die Währungsräume in Asien oder den USA wachsen eher zusammen", sagte Bielmeier im Interview mit dem "Handelsblatt" (Online-Ausgabe). "Für Europa wäre es kontraproduktiv, wieder in die Kleinstaaterei zurückzufallen." Die Tendenz eines gespaltenen Europas könne man schon länger beobachten, sagte Bielmeier weiter. Das sei insbesondere durch die Euro-Krise hervorgerufen worden. "Die strukturellen Unterschiede innerhalb Europas beziehungsweise innerhalb einiger Länder sind ja unübersehbar", gab der Volkswirt zu bedenken. In der Folge hätten wirtschaftlich stärkere Regionen wirtschaftlich schwächeren mit Ausgleichszahlungen unterstützen müssen. Mit der Krise sei dieser Effekt noch verstärkt worden. "Dadurch haben die Unabhängigkeitsbewegungen Auftrieb bekommen."

Im Fall von Schottland sieht Bielmeier bei einer Abspaltung mehrere wirtschaftliche Risiken. Falls heimische Großbanken ihren Sitz nach London verlegen sollten, sei nicht auszuschließen, dass auch andere Großunternehmen abwanderten. "Damit wäre Schottland für Investoren weniger interessant und das würde die Wirtschaft des Landes insgesamt zurückwerfen." In der Währungsfrage, so Bielmeier weiter, könnten die Schotten zwar das Pfund ohne die explizite Erlaubnis der Engländer weiter als Zahlungsmittel verwenden. Andere Länder praktizierten dies mit dem US-Dollar. "Ohne eigene Notenbank würden allerdings die schottischen Geschäftsbanken den Zugang zur britischen Notenbank verlieren, was im Krisenfall zu Liquiditätsproblemen führen kann." Nachteile sieht Bielmeier auch für Großbritannien. Durch die wegfallenden Einnahmen aus Öl- und Gasvorkommen würden zwar keine größeren Löcher in den britischen Haushalt gerissen. "Problematischer wären die Auswirkungen auf den Handel und die zu erwartende Eintrübung des Sentiments", sagte der DZ-Bank-Chefökonom. "Somit hätte eine Abspaltung Schottlands sicherlich negative Konsequenzen für die britische Wirtschaftsleistung insgesamt. Ein deutlicher Dämpfer wäre sehr wahrscheinlich."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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