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Afghanistan: Sechs Monate nach Machtwechsel - eine Million Kinder durch Wirtschaftskrise zur Arbeit gezwungen

Archivmeldung vom 14.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Illegale Kriege (Symbolbild)
Illegale Kriege (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /SB

Ein halbes Jahr nach dem Machtwechsel in Afghanistan zwingt die Wirtschaftskrise rund eine Million Kinder im Land zur Arbeit, weil ihre Familien in Armut und Schulden versinken - und die Zahlen drohen weiter zu steigen. Das geht aus einer Befragung von Save the Children hervor. Knapp ein Fünftel der Familien hat demnach keine andere Wahl, als ihre Kinder zur Arbeit zu schicken.

"In Afghanistan gibt es keinen Mangel an Lebensmitteln - die Märkte sind voll. Und doch verhungern Kinder, weil ihre Eltern das Geld für Essen nicht aufbringen können", sagt Chris Nyamandi, der Landesdirektor von Save the Children in Afghanistan. "Wenn wir jetzt handeln, können weitere Tragödien verhindert werden."

Die Befragung von 1.400 Haushalten in sieben Provinzen Afghanistans ergab, dass 82 Prozent der Menschen seit dem Machtwechsel im vergangenen August ernsthafte Einkommensverluste erlitten haben. Ein Drittel (34,8 Prozent) der Familien hat ihr gesamtes Haushaltseinkommen verloren und ein Viertel (26,6 Prozent), mehr als die Hälfte. Die Stadtbevölkerung war am stärksten betroffen; die Hälfte der Familien in Kabul hat ihr gesamtes Einkommen verloren. 7,5 Prozent der Befragten müssen betteln oder sind auf Almosen angewiesen, um ihre Familien zu ernähren; 36 Prozent müssen Lebensmittel auf Kredit kaufen. 18 Prozent gaben an, dass ihre Kinder arbeiten müssen, um die Familie zu unterstützen.

"Meine Kinder sind schwach und dünn", erzählt Shugofa*, 36, die mit ihren fünf Kindern in der Provinz Balkh Zuflucht suchte, nachdem ihr Mann getötet wurde. "Meine Kinder können höchstens einmal am Tag essen, damit es für einen weiteren Tag reicht." Ihre zwölfjährige Tochter Laila* musste putzen gehen, um genug Essen auf den Tisch zu bringen. "Ich habe von morgens bis abends gearbeitet", sagt Laila*. "Ich habe gearbeitet, weil ich es musste. Ich brachte 10 Afghani (10 US-Cent) mit nach Hause und kaufte damit Tee für meine Familie." Eine schreckliche Situation, auch für ihre Mutter Shugofa*. "Wie sollte ich mich fühlen, wenn ein Teil meines Herzens für andere arbeiten muss? Aber was konnte ich tun", erinnert sie sich. "Es tat mir leid, dass mein Kind den Müll und Dreck anderer Leute wegputzen musste."

Save the Children konnte Laila* und ihrer Familie helfen, aber die Notlage im Land ist weiterhin bedrückend. In diesem Winter werden voraussichtlich 14 Millionen Mädchen und Jungen eine lebensbedrohliche Hungersnot erleben. "Ich habe noch nie so eine verzweifelte Situation wie hier in Afghanistan erlebt", sagt Nyamandi. "Wir behandeln jeden Tag schwerkranke Kinder, die seit Monaten nichts als Brot gegessen haben. Die Eltern müssen unerträgliche Entscheidungen treffen: Welches ihrer Kinder sollen sie ernähren? Lassen sie ihre Kinder hungern oder arbeiten? Wir tun alles, um den Familien die nötige Hilfe zukommen zu lassen. Doch humanitäre Hilfe allein reicht nicht. Dies ist eine Wirtschaftskrise - internationale Regierungen müssen lebenswichtige Gelder und Finanzmittel freigeben. Nur so kann das Schlimmste verhindert werden."

Save the Children versorgt Familien in Afghanistan mit medizinischer Betreuung, Bargeld, Lebensmitteln, Decken und Winterkleidung. Darüber hinaus bietet die Organisation kinderfreundliche Orte zum Lernen und Spielen an. Seit September 2021 hat Save the Children 763.000 Menschen unterstützt, darunter 430.800 Kinder.

Quelle: Save the Children Deutschland e.V. (ots)

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