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Bundesbank kritisiert Ratingagentur Standard & Poor`s

Archivmeldung vom 06.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
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Die Bundesbank hat den negativen Ausblick der Ratingagentur Standard & Poor`s für die Bonitätsnote Deutschlands kritisiert. "Die Reaktion von Standard & Poor`s kann nicht wirklich überraschen angesichts der aktuellen Unsicherheit in der Eurozone. Man kann aber geteilter Meinung sein, ob die Begründung glücklich ist", sagte Bundesbank-Vorstand Joachim Nagel der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe).

"Weiche politische Faktoren anzuführen, halten wir für wenig überzeugend." Gleichzeitig warnte Nagel davor, die Bedeutung der S&P-Ankündigung zu dramatisieren. "Ich glaube, dass dieses Ereignis irrelevant sein wird, wenn Europa liefert, was die Märkte von den Regierungen erwarten", sagte er mit Blick auf den EU-Gipfel in dieser Woche. "Wenn sich Deutschland am selben Tag zu 0,0005 Prozent am Geldmarkt refinanzieren kann, kann es um unser Land nicht so schlecht bestellt sein." Der verbreiteten generellen Schelte gegen die Bonitätsprüfer wollte sich Nagel allerdings nicht anschließen. "Rating-Agenturen haben ihren Platz in der Finanzwelt, deshalb sollten wir uns nicht zu laut beschweren, wenn das Urteil einmal nicht in unserem Sinne ausfällt", sagte der Bundesbank-Vorstand.

Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft, hat die Warnung der Ratingagentur Standard & Poor`s kritisiert. In der Tat könne Deutschland beim Schuldenabbau mehr tun, sagte Hüther dem "Tagesspiegel". Die Art und Weise der Warnung aber finde er "unangemessen", ihre Begründung "fragwürdig". Hüther plädierte zudem für mehr Wettbewerb: "Drei anerkannte Ratingagenturen weltweit sind zu wenig", sagte er.

Der FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke hält die US-Ratingagentur Standard & Poor`s für voreingenommen. Der Zeitpunkt und die Art und Weise, in der die Ratingagentur den Euro-Staaten mit Entzug der höchsten Bonitätsnote drohe, zeige, "dass hier keine objektive Bewertung vorliegt, sondern eine anglo-amerikanische Sichtweise vertreten wird", sagte Fricke dem "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe).

Die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, hat die Gründung einer europäischen Rating-Agentur gefordert. "Die EU-Staaten sind gut beraten, das bestehende Agenturen-Oligopol aufzubrechen und eine eigene Rating-Agentur zu gründen", sagte Hasselfeldt der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). Zwar habe die Agentur Standard & Poor`s keine Herabstufung der Bonität Deutschlands oder anderer Euro-Staaten vorgenommen, sondern lediglich eine Drohung ausgesprochen, sagte Hasselfeldt. "Diese ist in der Sache aber unbegründet - insbesondere im Hinblick auf die Verschuldungslage in den USA, Großbritannien und Japan." Die bevorstehenden Entscheidungen auf dem Gipfel in Brüssel würden zeigen, dass die Mitglieder der Euro-Zone alles unternehmen, um das Vertrauen der Märkte zu stärken.

Standard & Poor`s droht Euro-Rettungsfonds EFSF mit Herabstufung

Die US-Ratingagentur Standard & Poor`s hat nun auch dem Euro-Rettungsfonds EFSF mit einer Herabstufung seiner Topnote gedroht. Wie die Analysten von S&P am Dienstag mitteilten, könne der Fonds um ein oder zwei Stufen abgewertet werden. Bereits am Montagabend hatte die Agentur den Ausblick von 15 Euro-Ländern auf "negativ" abgesenkt. Darunter sind neben Deutschland auch fünf weitere Euro-Staaten, die für den EFSF garantieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte auf den Schritt gelassen und verwies in diesem Zusammenhang auf die Reformpläne, die sie am Montag zusammen mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ausgearbeitet hatte. "Wir werden am Donnerstag und Freitag die Entscheidungen treffen, die wir für die Euro-Zone für wichtig und unabdingbar halten und damit einen Beitrag zur Stabilisierung der Euro-Zone leisten", sagte Merkel mit Blick auf den EU-Gipfel. Am Mittwoch wollen Deutschland und Frankreich ihre Vorschläge in einem Brief an EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy übermitteln. In Brüssel wolle man dann klären, in welchem Rahmen Verträge geändert und die Spielregeln zur besseren Haushaltskontrolle verschärft werden sollen.

Die Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission, Viviane Reding, kritisiert die amerikanischen Rating-Agenturen: "Es ist doch erstaunlich, dass einige Ratingagenturen die Überprüfung der Kreditwürdigkeit der Euro-Zone ankündigen, wo Deutschland und Frankreich gerade Vorschläge zur Reform der Währungsunion gemacht haben", sagte Reding der "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Reding forderte, nun das Oligopol der drei amerikanischen Agenturen zu brechen: "Das zeigt, dass wir mehr Wettbewerb im Rating-Geschäft brauchen. Langfristig sollten unabhängige europäische Rating-Agenturen sichere und belastbare Daten liefern, die helfen würden, Staaten und Finanzinstitute objektiv zu bewerten." Die Kommission habe entsprechende Vorschläge gemacht. "Europa darf sich den Euro nicht kaputt machen lassen", sagte Reding der Zeitung.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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