Israelischer Ex-Botschafter: Staatsräson "auch keine heilige Kuh"
Der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland Shimon Stein hält die Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), die Lieferung bestimmter Rüstungsgüter an Israel vorerst auszusetzen, für eine Bauchentscheidung. "Ich sehe dahinter keine Strategie des Bundeskanzlers, sondern eine Entscheidung aus der Not", sagte Stein der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
"Das war eine Bauchentscheidung, getrieben von Emotionen, vor allem von Frustration."
Einen
Bruch mit der deutschen Staatsräson sehe er in der Entscheidung nicht,
so Stein weiter. Wohl aber verdeutliche sie ein "Dilemma, das sich für
Deutschland nur schwer auflösen lässt. Einerseits ist das Land
Grundprinzipien wie dem Völkerrecht und dem humanitären Recht
verpflichtet. Auf der anderen Seite steht die Staatsräson, die Israel
einen gewissen Sonderstatus verleiht."
In der Vergangenheit habe
man bisweilen den Eindruck gewinnen können, dass die Staatsräson
gegenüber den anderen Prinzipien das größere Gewicht habe, sagte Stein.
Und weiter: "Die jetzige Entscheidung von Merz zeigt in eine andere
Richtung. Flapsig ausgedrückt: Die Staatsräson ist auch keine heilige
Kuh."
Den aktuellen Kurs der israelischen Regierung unter
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete der ehemalige
Botschafter als "Irrweg", dem es "klare Signale von außen"
entgegenzusetzen gelte. Finanzminister Bezalel Smotrich und
Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir, die sich immer wieder gegen das
Selbstbestimmungs- und Existenzrecht der palästinensischen Bevölkerung
ausgesprochen haben, müssten deshalb sanktioniert werden, forderte
Stein.
Quelle: dts Nachrichtenagentur