US-Experte: Iran-Israel-Atomkrieg nun deutlich wahrscheinlicher
Der Atomwaffenexperte Jim Walsh befürchtet, dass Israels Angriffe auf iranische Nuklearanlagen das Regime in Teheran dazu bewegen, nun erst recht eine Atombombe zu bauen. "Die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges zwischen Israel und Iran ist stark gestiegen", sagte der US-Amerikaner Walsh dem "Spiegel". "Das wird nicht jetzt passieren, aber womöglich in fünf oder zehn Jahren."
Das Land habe schon vor 10 bis 15 Jahren die mit Abstand höchste
technische Hürde zum Bau von Nuklearwaffen genommen, sagte Walsh, der am
Massachusetts Institute of Technology (MIT) forscht und zu den weltweit
führenden Fachleuten für das iranische Atomprogramm zählt. "Es ist in
der Lage, hochangereichertes, waffenfähiges Uran in bedeutenden Mengen
zu produzieren. Was fehlte, war der politische Beschluss der iranischen
Führungsspitze, die Waffen zu bauen."
Dieser könnte nun erfolgen,
befürchtet Walsh: "Die iranische Führung hat nicht viele Optionen auf
diese Demütigung zu antworten und ihre nationale Sicherheit
wiederherzustellen - aber eine davon ist die nukleare Option." Die
mutmaßlichen Beschädigungen der Atomfabrik Natans, wo tausende
Zentrifugen zur Urananreicherung standen, werde Iran dabei kaum stoppen.
"Natürlich
können die Israelis Zentrifugen zerstören. Aber sie können nicht so
einfach die Baupläne und das Wissen aus den Köpfen iranischer Ingenieure
tilgen", sagte Walsh. "Vor allem ist fraglich, wie Israel gegen die
unterirdische Atomfabrik in Fordo vorgehen soll, die nach meiner
Kenntnis bislang wenig beschädigt wurde." Israel fehlten mutmaßlich die
dafür erforderlichen schweren Bunkerbrecherbomben.
Auch die
Tötung von mindestens neun führenden Nuklearwissenschaftlern wird Walsh
zufolge den Bau einer iranischen Bombe nicht stoppen können. "Seit
spätestens 2015 kennen die Forscher und Ingenieure alles, bis hin zur
Hochanreicherung von Uran. Dieses Wissen dürfte sich in den vergangenen
zehn Jahren weit unter den iranischen Nuklearexperten verbreitet haben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur