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Euro-Austritt Italiens für Ökonomen nur "Ultima Ratio"

Archivmeldung vom 09.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann  / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Angesichts der italienischen Schuldenkrise sehen mehrere Ökonomen im Austritt des Landes aus der Währungsunion ein mögliches Szenario, sollten die politischen Unsicherheiten nicht bald aufgelöst werden. "Die Politik des Landes entscheidet über die Zukunft von ganz Europa", sagte der Wirtschaftsprofessor an der Universität Mannheim und frühere Berater der Europäischen Zentralbank (EZB), Hans-Peter Grüner, "Handelsblatt-Online".

Rom müsse sich dieser Verantwortung bald gewachsen zeigen. "Andernfalls müsste Italien über den EFSF oder zuletzt die EZB gestützt werden", fügte er hinzu. Doch dies sei nicht ohne Risiko. Denn irgendwann könnten "die Wähler im Norden wirklich an eine Trennung von Italien denken". Noch sei ein Euro-Austritt aber für die Politik "keine sinnvolle Option". Denn Italien brauche an sich auch "nur eine mäßige Anstrengung", um die weitere Ausdehnung des Anteils des Schuldenstands am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu verhindern.

Der Austritt Italiens aus der Euro-Zone würde nach Grüners Einschätzung zudem in der jetzigen Lage den Austritt von drei bis vier weiteren Ländern nach sich ziehen. "Das wäre mit massiven Verlusten der Banken im Rest von Europa verbunden und würde das Finanzsystem destabilisieren", sagte der Ökonom. Das sei auch für Deutschland keine Option. Ähnlich äußerte sich der renommierte Krisenökonom Max Otte. "Ein Euro-Austritt Italiens wäre Ultima Ratio, denn Italien als Gründungsnation gehört für mich zu Kerneuropa", sagte der Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Worms "Handelsblatt-Online". "Vorher wäre auch hier ein Schuldenschnitt von 20 bis 30 Prozent auf alle Staatsschulden denkbar." Otte warnte überdies davor, in der Schuldenkrise mit Forderungen nach Euro-Austritten Europa gegen die USA auszuspielen. "Das ist Wirtschaftskrieg seitens der angelsächsischen Länder." Denn die Ratingagenturen bewerteten mit zweierlei Maß. "Die USA stehen schlechter da als Italien und haben dennoch AAA-Bestnoten", sagte Otte. Diese Abwärtsspirale im Rating kön ne man aber "schnell gelöst bekommen, wenn Griechenland aus der Euro-Zone austritt und damit die Erpressbarkeitsspirale durch immer schlechtere Ratings durchbrochen würde", fügte er hinzu. Einen Euro-Austritt Italiens hält auch Ansgar Belke, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomik an der Universität Duisburg-Essen und Mitglied im Monetary Experts Panel des Europaparlamentes, für nicht ausgeschlossen, sollte die politische Krise nicht bewältig werden. "Wenn Italien seine strukturelle politische Krise für die Märkte glaubwürdig lösen würde - hierfür wäre eine andere Regierung eine Conditio-sine-qua-non - könnte es auch ohne Austritt aus der Euro-Zone wieder auf die Beine kommen und zu deren weitere Bestand beitragen", sagte Belke "Handelsblatt-Online". "Falls nicht, dürfte die EZB bald noch in viel größerem Umfang als bisher befürchtet auf das letzte Mittel des Ankaufs italienischer Staatsanleihen zurückgreifen – mit zweifelhaftem langfristigen Erfolg, wie die aktuelle dramatische Entwicklung der italienischen Spreads jetzt schon zeigt", fügte der Forschungsdirektor Internationale Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hinzu. Belke warnte aber davor, Italien mit Ländern wie Griechenland gleichzusetzen. Zwar leide das Land unter einer Vertrauens- und Liquiditätskrise, doch hinsichtlich aller Kriterien weise es eine "bessere Startposition" auf. So seien die italienischen Banken "relativ gesund, und Italiens Haushaltsüberschuss ohne Beachtung der Zinslast wird dieses Jahr in Ordnung sein", sagte der DIW-Ökonom. Und: "Ohne die hohe durchschnittliche Laufzeit der Staatsanleihen hätte sich der Teufelskreis steigender Zinsen tendenziell noch stärker beschleunigt und der ‚Selling Point’ der Anleihen wäre noch schneller in Reichweite geraten."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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