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USA interessieren sich nicht mehr für ihr Geld

Archivmeldung vom 03.01.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.01.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Die US-Notenbank will die Geldmenge M3 nicht mehr erfassen - deutsche Experten sehen es gelassen. Sie halten nichts von der Verschwörungstheorie, dass die USA ein Inflationsrisiko verstecken. Die US-Haushalte legen Geld nur anders an

Die US-Notenbank (FED) hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: Ab März 2006 wird sie die so genannte Geldmenge M3 nicht mehr erfassen - und daher auch nicht mehr veröffentlichen. Die Bundesbank reagierte überrascht: "Davon haben wir noch nichts gehört." Auf Nachfrage hieß es dann, "grundsätzlich kommentieren wir die Entscheidungen der FED nicht".

Auch für die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesbank gehört es zum Kerngeschäft, die Geldmengen M1 bis M3 zu überwachen (siehe Kasten), um auch der Inflation vorzubeugen. Die FED hat nun den Eindruck, dass die Geldmenge M3 für dieses Ziel "verzichtbar" ist.

Volker Wieland, Professor für Geldtheorie und Politik an der Uni Frankfurt, will die Entscheidung der FED "nicht überbewerten". Das sei eine "technische Entwicklung". Damit beugt er auch möglichen Verschwörungstheorien vor, die FED könnte verbergen wollen, dass das Wachstum der Geldmenge M3 außer Kontrolle gerate. Ein "strategisches Kalkül" der FED kann Wieland nicht erkennen. Die Geldmenge M3 hat sich innerhalb von nur acht Jahren verdoppelt und beträgt momentan 10.000 Milliarden Dollar.

Auch Helge Berger, Geldtheoretiker an der FU Berlin, kann in diesen Steigerungsraten keine Bedrohung sehen. Denn die Geldmengen würden nicht so sehr die absolute Menge der Zahlungsmittel ausweisen. "Sie spiegeln vor allem das Anlageverhalten der Haushalte wider." Das hätte sich in den USA anscheinend verändert - was sogar mit der Zinspolitik der FED zusammenhängen könnte. Sie hat in den vergangenen Jahren die Zinsen für kurzfristige Einlagen ständig erhöht - sodass sich langfristige Anlagen nicht mehr so stark lohnen. Ergebnis: "Die Haushalte schichten um." Allerdings kann Berger dies nur vermuten, denn die langfristigen Anleihen werden in der Statistik der Geldmengen gar nicht erst erfasst.

Überhaupt sei die Geldmenge M3 für die USA nicht so wichtig, um die Inflationsgefahren abzuschätzen. Denn M3 berücksichtigt vor allem die großen institutionellen Anleger. Berger: "Die Geldmenge M2 spiegelt den relevanten Teil der Geldhaltung."

Diese Geldmenge ist in den verschiedenen Ländern unterschiedlich definiert (siehe erneut Kasten), denn sie muss abweichende Zahlungsgewohnheiten widerspiegeln. Berger: "Während Deutsche nur konsumieren, wenn sie Geld auf dem Konto haben, orientieren sich Amerikaner an ihrer Kreditlinie."

Doch egal welche Geldmengen: Noch wichtiger sei die Konjunkturentwicklung, um die Inflationsrisiken abzuschätzen. Daher rät Wieland allen Anlegern: "Solange sich das Wachstum stabil entwickelt, macht es Sinn, in den USA zu investieren."

Quelle: Pressemeldung taz

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