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Britischer Ex-Schatzkanzler George Osborne über die Folgen des Brexits: "Wir werden damit noch viele, viele Jahre zu kämpfen haben"

Archivmeldung vom 20.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
George Osborne (2015), Archivbild
George Osborne (2015), Archivbild

Foto: Author
Lizenz: OGL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der frühere britische Schatzkanzler George Osborne hat in einem Interview mit dem stern das EU-Referendum von 2016 bedauert. "Ich wollte das Referendum nicht und dachte immer, es sei ein Fehler. Ich glaubte, dass wir a) die Konservative Partei spalten und es b) auch verlieren könnten. Und mir war klar, dass ein Brexit für Großbritannien und für Europa ein Desaster ist."

Osborne, der seit zwei Jahren die Londoner Zeitung "Evening Standard" als Chefredakteur leitet, galt als designierter Nachfolger des damaligen Premiers David Cameron. Er hatte immer wieder auf die Folgen einer möglichen Niederlage hingewiesen: "Es ist nun wirklich nicht so, dass die Leute nicht gewarnt worden sind. Aber aus welchen Gründen auch immer: Sie haben nicht gehört."

Auf die Frage, wie er das politische Chaos in seinem Land bewertet, sagte Osborne, es sei ihm zu leicht, alles auf die Politiker zu schieben. Sie hätten vor einer unlösbaren Aufgabe gestanden: "Sie sollen einen Brexit abliefern, der Großbritannien nicht beschädigt. Einen Brexit, bei dem wir alle Vorzüge der EU genießen, aber nichts dafür zahlen. Einen Brexit, der die Immigration stoppt. Einen Brexit, der Geld ins Gesundheitssystem spült. Und einen Brexit, der uns mehr Einfluss und Kontrolle in der Welt bringt." Nichts davon sei möglich.

Der frühere Schatzkanzler kritisiert im stern auch seine frühere Kabinettskollegin Theresa May. Die Premierministerin habe unnötigerweise vor den Verhandlungen mit der EU die roten Linien gesetzt, die sich als schädlich erwiesen. Und: "Es war Theresa May, die ohne Not Neuwahlen ausrief, die Mehrheit verlor und sich und die Regierung damit schwächte. Und es war Theresa May, die nicht auf die Mitglieder ihres eigenen Kabinetts hörte, die sie warnten, dass sie den Deal so nicht durchs Parlament bringen würde. Dafür trägt sie die Verantwortung." May habe folgerichtig keine Mehrheit mehr im Kabinett und noch weniger im Unterhaus - "das ist ein kompletter Kontrollverlust".

Osborne gab sich aber durchaus selbstkritisch und räumte Fehler vor dem Referendum ein. Er bereue am meisten, "dass wir überhaupt ein Referendum hatten. Und dass wir nicht genügend Zeit darauf verwandt haben, über die Vorteile Europas zu sprechen. Und zwar auch über die Vorteile von Immigration." Es sei dann schwierig gewesen, die Menschen auf den letzten Metern zu überzeugen. "Mit dem bekannten Ergebnis."

Eben dieses Ergebnis würde das Land nun lange beschäftigen: Jeder, der glaube, mit dem Brexit sei dann auch alles geregelt und unter Dach und Fach, irre sich gewaltig. "Wir werden damit noch viele, viele Jahre zu kämpfen haben."

Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)

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