Ärzte ohne Grenzen warnen vor Instrumentalisierung humanitärer Hilfe durch Militär
Archivmeldung vom 18.06.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHumanitäre Hilfe in Krisenregionen wird zunehmend als Teil des sogenannten Kampf gegen den Terror instrumentalisiert. Dies beklagt der Geschäftsführer der Organisation Ärzte ohne Grenzen, Frank Dörner, gegenüber COMPACT-Online. Demnach gibt es ein „ein neues Counterinsurgency Manual der US-amerikanischen Streitkräfte, in dem Ärzte ohne Grenzen und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes namentlich als eventuelle Partner des US-amerikanischen Militärs genannt werden.“ Dies könne für Nothelfer vor Ort lebensgefährliche Folgen haben, da sie als Teil einer Kriegspartei angesehen werden.
Nach Ansicht westlicher Regierungen und Militärs sei eine solche Partnerschaft aufgrund gemeinsamer Interessen an der Beendigung einer Krisensituation sinnvoll. Dörner zu Folge sei es jedoch nicht die Aufgabe humanitärer Organisationen, politische oder militärische Probleme zu lösen.
Als Beispiel für die Konsequenzen solcher Darstellungen nannte Dörner die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden durch US-Spezialtruppen im Mai 2011 im pakistanischen Abbottabad. Im Vorfeld hatte der US-Geheimdienst CIA Informationen zum Aufenthaltsort Bin Ladens unter der Legende einer Impfkampagne gesammelt. „Dies hatte als konkrete, ganz klare Konsequenz, dass in der Folge Impfkampagnen etwa in Pakistan angegriffen worden sind, dass 56 Helfer umgebracht worden sind, dass in großen Teilen der Grenzgebiete keine Impfkampagnen mehr durchgeführt werden konnten.“
Quelle: COMPACT-Online