Ölkrieg: Iraker könnten Saudis 2020 überholen
Archivmeldung vom 14.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTrotz der kriegsbedingt noch schweren Verwüstung der irakischen Ölförderindustrie könnte es das krisengeschüttelte Land aufgrund seiner riesigen Ressourcenvorräte bis zum Ende der Dekade schaffen, zu Saudi-Arabien aufzuschließen. Dieses Szenario ist Experten nach alles andere als unwahrscheinlich.
Als ein Entwicklungsschritt in diese Richtung werden die Ende 2009 versteigerten Förderlizenzen für zehn irakische Ölfelder gesehen. Obwohl sich das Land bis 2016 zu den global größten Erdölproduzenten zählt, bleiben noch viele Probleme zu lösen.
Verfünffachung der Produktion bis 2016
"Der Irak verfügt über ein sehr großes Wachstumspotenzial und ist für Unternehmen wie BP, Royal Dutch Shell, CNPC, Lukoil und andere ein lohnendes Investitionsziel", sagt Ölanalyst Alexander Pögl von JBC Energy gegenüber pressetext. Der Insider geht davon aus, dass 2016 bis zu 10,3 Mio. Barrel pro Tag gefördert werden können. "Dies entspräche einer Verfünffachung der heutigen Förderleistung. Je mehr Öl die Konzerne produzieren, desto mehr können sie im Zuge der Regierungsverträge verdienen", erklärt Pögl.
Sowohl die dringend nötige Modernisierung als auch hohe Investitionen werden jedoch nur mit Finanzmitteln ausländischer Investoren zu bewerkstelligen sein. Fachleute sehen als Basis hierfür polische Stabilität. Einem CNN-Bericht zufolge strebt die irakische Regierung an, dass auf den lizenzversteigerten Ölfeldern in den kommenden sieben Jahren durch Investitionen elf Mio. Barrel pro Tag gefördert werden sollen. Erschließen die Unternehmen die Gebiete nach den Wünschen der Politik, würde der Irak in der Liga Russlands oder Saudi-Arabiens spielen.
Verträge mit der Regierung sorgen für Modernisierung
"Der Irak hat zwar Öl im Boden. Es herauszubringen, ist schon immer das Problem gewesen", lässt sich Cambridge Energy Research Associate James Placke zitieren. Berechnungen nach verfügt das vorderasiatische Land über Ölreserven von mindestens 115 Mrd. Barrel. Das sind die drittgrößten Ölvorkommen hinter Saudi-Arabien und Kanada. Es wird aber vermutet, dass die Reserven noch viel größer sind, denn der westliche Wüstenteil des Landes wurde in Bezug auf Öl bislang noch nie aktiv gefördert. Der Erfolg hängt demnach auch vom Management ab.
Angesichts der labilen politischen Lage im Irak bleibt fraglich, ob sich finanzstarke Ölfirmen wie von der Regierung gewünscht über die Verträge hinaus am Wieder- und Neuaufbau von Förderanlagen beteiligen werden. Neben Entwicklungsplänen sehen die Abkommen vor, dass die Bodenschätze in der Hand des Staates bleiben. Die Konzerne erhalten nur ein auf 20 Jahre befristetes Recht, das schwarze Gold zu fördern. "Das Spektrum an Interessenten ist riesig. Es bleibt abzuwarten, ob Verträge künftig verändert werden", sagt Pögl im pressetext-Gespräch.
Quelle: pressetext.austria (Florian Fügemann)