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Deutsche als IS-Folterknechte in Syrien unter Verdacht

Archivmeldung vom 15.04.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Islamischer Staat: A screenshot from the 2004 hostage video, where Nick Berg was beheaded by al-Zarqawi's group.
Islamischer Staat: A screenshot from the 2004 hostage video, where Nick Berg was beheaded by al-Zarqawi's group.

Lizenz: Fair use
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Generalbundesanwalt geht dem Verdacht nach, dass sich deutsche Dschihadisten an der Folterung von Geiseln des Islamischen Staates beteiligen. So sollen sie als Wächter in Gefängnissen des IS arbeiten, in denen auch die später enthaupteten US-amerikanischen, britischen und japanischen Geiseln einsaßen.

Hintergrund dieser Ermittlungen sind nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR detaillierte Angaben eines 27-jährigen Deutschen, der bis zum Juni des vergangenen Jahres selber in verschiedenen Gefängnissen des IS saß, darunter in einer Haftanstalt im syrischen Aleppo. Er kam unter bisher ungeklärten Umständen frei.

In seinen Vernehmungen berichtete der junge Deutsche, dass er in seiner fast einjährigen Haft viele der später hingerichteten Geiseln - unter ihnen die Amerikaner James Foley und Steven Sotloff - kennengelernt habe. Eine Exekution einer Geisel habe er selber beobachten müssen; sie sei erschossen worden.

Auch sei er dem berüchtigten Henker "Dschihadi John" begegnet. Britische Behörden wollen ihn inzwischen als den in Kuwait geborenen, studierten Informatiker, identifiziert haben. Der junge Deutsche, der von Terrorismus-Experten des Bundeskriminalamtes vernommen wird, soll angeblich über ein außerordentlich gutes Gedächtnis verfügen. Nach seinen Angaben sind deutsche Islamisten nicht nur als Wächter, sondern auch als Folterer in den IS-Gefängnissen aktiv.

Bei einem von ihnen handelte es sich nach den bisherigen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft um Philip B., einen der bekanntesten deutschen Islamisten. Der zum Islam konvertierte frühere Pizzabote aus dem nordrhein-westfälischen Dinslaken ging im Sommer 2013 nach Syrien und soll inzwischen bei einem Selbstmordanschlag nahe der irakischen Stadt Mossul gestorben sein. Die Bundesanwaltschaft lehnte unter Verweis auf laufende Ermittlungen eine Stellungnahme ab.

In den Gefängnissen des IS kommt es nach Schilderungen von Ex-Geiseln zu schwersten Brutalitäten. Wie im US-Gefangenenlager Guantanamo lassen die Wärter ihre Häftlinge orangefarbene Overalls tragen und foltern sie mit dem sogenannten Waterboarding. Auch komme es immer wieder zu Scheinhinrichtungen mit nicht geladenen Pistolen.

IS-Angehörige wie "Dschihadi John" sollen Häftlingen in allen Einzelheiten die bevorstehende Exekution mit dem Säbel beschrieben haben. Der Reporter der spanischen Tageszeitung El Mundo, Javier Espinosa, schilderte dies in einem Bericht über sein 194 Tage dauerndes Martyrium so: "Er strich den Säbel über meinen Hals. Spürst du ihn? Kalt, nicht wahr? Stellst du dir schon den Schmerz vor, wenn ich zuschlage? Ein unvorstellbarer Schmerz."

Mindestens eine der Geiseln soll so schwer gefoltert worden sein, dass sie den Verstand verlor. Der junge Deutsche wurde nach seinen Angaben geschlagen und getreten. Während viele der Geiseln inzwischen vor laufender Kamera hingerichtet wurden, kam es nach Recherchen der New York Times in mindestens 15 Fällen angeblich nur deshalb zur Freilassung, weil vor allem europäische Länder Lösegeld zahlten.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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