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Matrix II

Archivmeldung vom 27.04.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.04.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Das von mehreren US-Bundesstaaten getragene Überwachungsprojekt Matrix wurde beerdigt, Florida will das Data-Mining-Programm nun allein weiter führen

Das umstrittene Überwachungsprojekt Matrix (Multistate Anti-Terrorism Information Exchange) wurde am 15. April eingestellt. Größtenteils waren es finanzielle Probleme, die zu seinem Ende führten. Florida plant nun, das System selbst weiter zu führen - Matrix II.

Der Name Matrix scheint es den USA angetan zu haben. Nicht nur ein Minen-System (Fernzündbares Minensystem), auch das seit 2003 entwickelte Überwachungssystem (Matrix ist in Florida) hörte auf den Namen. Letzteres ist ein Beispiel für die kreative Namensgebung, welche die USA mit Regelungen wie dem Patriot Act oder dem einst von Senator John Ashcroft geplanten Victory Act (Nach dem Patriotismus kommt der Sieg) bewiesen. Dass der Begriff Matrix in Bezug auf alles, was mit Überwachung oder Datensammlung zu tun hat, seit dem gleichnamigen Film eher negativ besetzt ist, wurde da anscheinend nicht bedacht oder es erschien unwichtig.

Für Bürgerrechtsorganisationen wie die American Civil Liberties Union war das Ende der Matrix Grund zum Aufatmen. Dennoch fürchtete man gleichzeitig, dass das System, welches seinerseits dem Terrorism Information Awareness Programm nach dessen Ende folgte, schnell auferstehen würde. Diese Bedenken haben sich nun als berechtigt erwiesen, denn Florida hat sich entschlossen, die Matrix unter dem wenig originellen Namen Matrix II weiter zu entwickeln. Die Matrix sei tot, so Barry Steinhardt von der ACLU , aber das bedeute nicht, dass der Impuls, Daten von amerikanischen Bürgern zu sammeln und zu analysieren, gleichermaßen gestorben ist. Und die Technik wird immer besser. Florida selbst hofft, dass seine Form der Matrix andere Staaten dazu bewegen wird, sich dem Programm anzuschließen.

Floridas Strafverfolger gehen bei der Weiterführung der Matrix sogar noch einen Schritt weiter, denn das Sequel soll noch mehr Daten verknüpfen als das Original. Dies geht aus einem Schreiben hervor, das Floridas Department of Law Enforcement (FDLE) an potentielle Datenlieferanten sandte. Matrix II soll beispielsweise auch Versicherungsdaten und Kontoinformationen in das ursprünglich bereits umfangreiche Repertoire des Programms integrieren.

Hilfreich soll sich bei Matrix II das Programm FACTS (Factual Analysis Criminal Threat Solution) erweisen, das von der Firma Seisint Inc. angeboten wird und bereits Bestandteil von Matrix I war. Das FDLE berichtete, dass es erfolgreich eingesetzt worden ist. In zwei Jahren wurde es für mehr als 1,8 Millionen Abfragen benutzt, überweigend bei Betrug und Raub. Nur 2,6 Prozent der Abfragen waren mit Terrorismus verbunden.

Auf Data-Mining-Pionier Hank Asher, Gründer von Database Technologies (jetzt ChoicePooint) und von Seisint (2004 für 775 Millionen Dollar gekauft von LexisNexis), ging bereits Matrix I und das Data-Mining-Programm FACTS zurück (Matrix und der "Terrorquotient"). Asher hat eine dubiose Vergangenheit und gute Beziehungen zum FDLE. Er ist dabei, ein neues Unternehmen zu gründen. Interessant ist, dass sowohl LexisNexis als auch ChoicePoint kürzlich zugeben mussten, dass viele persönlichen Daten von Dieben entwendet wurden (Erneut Datenklau bei den neuen Big Brothers der Privatwirtschaft).

FACTS soll sicherstellen, sowohl Daten der Strafverfolger als auch von privaten Informationslieferanten in kürzester Zeit durchsuchen zu können. Das FDLE bemüht sich zu betonen, dass es nicht darum geht, eine einzelne, gigantische Datenbank zu kreieren, welche private Daten und Daten der Strafverfolgung kombiniert. Vielmehr wolle man eine Möglichkeit finden, trotz der physischen Trennung der privaten und staatlichen Datenbanken, die enthaltenen Datensätze zu verbinden und effektiv zu nutzen. Dass die Informationszulieferer weitgehend staatlich unreguliert agieren können, kommt Florida dabei zugute.


FDLE is interested in leveraging proven technology to assist criminal investigations through analysis of data sources and integrating disparate data from many types of data storage systems. This technology helps to identify, develop, and analyze investigative leads related to terrorist activity and other crimes. Information includes criminal history records, driver' s license data, vehicle registration records, sexual offender records, and incarceration/correction records, including digitized photographs, with significant amounts of public/commercial data.

Während der Terrorismus hier gleich an erster Stelle steht, wird durch die wenig konkret definierte Formulierung "other crimes", ebenso wie durch den ebenfalls eher schwammigen Begriff "significant amounts of public/commercial data" deutlich, dass man, wie es Barry Steinhardt bereits bei der Originalmatrix kritisierte "einen großen Bruder durch viele kleine Brüder" ersetzen will.

Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19969/1.html

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