Friedensforscher raten zu strategischer Unabhängigkeit Europas und mehr Militär in Deutschland und Europa
Nach Einschätzung der führenden Friedensforschungsinstitute in Deutschland muss Europa künftig stärker selbst für seine Sicherheit sorgen. Zugleich müsse die militärische Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas mit langfristigen Strategien zur Friedensschaffung verbunden werden, heißt es im Friedensgutachten 2025, welches am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
Der Krieg in der Ukraine und in Gaza, der zunehmend autoritäre
Staatsumbau in den USA sowie Machtverschiebungen in der internationalen
Ordnung erforderten ein stärkeres Engagement Europas für seine eigene
Sicherheit, hieß es.
Das Gutachten stellt fest, dass sich das
weltweite Konfliktgeschehen in den vergangenen Jahren verschärft hat.
Mehr als 122 Millionen Menschen seien 2024 auf der Flucht vor Krieg und
Gewalt gewesen. Der Krieg in Gaza habe über 53.000 Menschen das Leben
gekostet und das Gebiet weitgehend zerstört. Der Ukraine-Krieg
destabilisiere zudem Europa. Darüber hinaus herrsche im Sudan aufgrund
kriegerischer Auseinandersetzungen die weltweit größte humanitäre
Katastrophe.
Die Trump-Regierung habe die Nato und damit die
europäische Sicherheitsarchitektur in eine tiefe Krise gestürzt, so die
Friedensforscher weiter. Die Europäische Union müsse deshalb Strategien
entwickeln, um ihre Verteidigung - vor allem gegen die Bedrohung durch
Russland - auf lange Sicht unabhängig von den USA sicherzustellen. Es
gelte, Lücken in den militärischen Fähigkeiten zu schließen, die
Rüstungsbeschaffung zu europäisieren und gemeinsame
Verteidigungsstrukturen auszubauen.
Ziel müsse es sein, sich mit
Abschreckung, militärischen Fähigkeiten und Allianzbildung gegen
militärische Bedrohungen zu wehren und künftige zu verhindern. Parallel
jedoch müssten Rüstungskontrolle und diplomatische Initiativen dafür
sorgen, dass Konflikte nicht eskalieren. Die Friedensforscher warnten
zudem vor einer "autoritären Ansteckung" durch Trumps Politik und hoben
die Notwendigkeit hervor, die liberalen Werte Europas zu verteidigen.
Das
Friedensgutachten ist eine jährlich erscheinende Publikation des Bonn
International Centre for Conflict Studies (BICC), des Instituts für
Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg
(IFSH), des Instituts für Entwicklung und Frieden (INEF) der Universität
Duisburg-Essen und des Leibniz-Instituts für Friedens- und
Konfliktforschung (PRIF). Es erscheint seit 1987.
Quelle: dts Nachrichtenagentur