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"Bild": US-Geheimdienste suchen Personal für die Überwachung von Deutschen

Archivmeldung vom 23.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: alexander kiss / pixelio.de
Bild: alexander kiss / pixelio.de

US-amerikanische Geheimdienste und deren Sub-Unternehmer suchen nach Informationen der "Bild-Zeitung" derzeit aktiv nach Sprachwissenschaftlern, die abgefangene deutschsprachige E-Mails und Telefonate auswerten können. Außerdem würden die US-Dienste neue Mitarbeiter suchen, die von Deutschland aus so genannte "Targeting"-Operationen unterstützen.

Beim "Targeting" geht es um das Festnehmen oder auch um das gezielte Töten von Terroristen. Das geht laut "Bild-Zeitung" aus rund einhundert ausgewerteten Stellenanzeigen hervor, in denen Stellen für Inhaber von Sicherheitsüberprüfungen angeboten werden. Die Anzeigen stehen frei zugänglich in speziellen Internet-Portalen.

Mehrere Firmen, die dem Geheimdienst NSA Personal zur Verfügung stellen, suchen in den Online-Jobbörsen nach Deutsch-Übersetzern. Gesucht werden zum Beispiel "Sprachwissenschaftler mit Deutschkenntnissen", die in der Lage sind, "komplexe Textnachrichten mit Dialekten, wissenschaftlichen Ausdrücken oder Umgangssprache" zu übersetzen und denen "auch Nuancen und Zwischentöne nicht entgehen." Außerdem sollten die Sprachwissenschaftler in der Lage sein, "Audio-Aufzeichnungen auszuwerten und in geschriebene englische Berichte umzusetzen." Der Bewerber sollte mit "Ausrüstung zum Abfangen von Kommunikation vertraut sein", heißt es laut "Bild-Zeitung" in den Stellenangeboten.

In einer anderen Stellenanzeige für einen als "streng geheim" eingestuften Job heißt es, man suche jemanden, der Deutsch "wie ein Muttersprachler" spricht und die Fähigkeit hat, "Tonaufzeichnungen oder Videoaufzeichnungen schriftlich so zusammenzufassen, dass der Sinn gewahrt bleibt."

In den Jobangeboten taucht immer wieder das Wort "Targeting" auf. "Targeting" bedeutet so viel wie "Anvisieren" und steht für das Festnehmen und auch für gezieltes Töten von Terroristen, zum Beispiel mit Drohnen oder Spezialeinheiten. Aus den von "Bild" ausgewerteten Stellenausschreibungen geht hervor, dass diese Tätigkeiten teilweise von Deutschland aus unterstützt werden.

Eine Firma, die Personal für NSA und CIA bereitstellt, sucht zum Beispiel für die Standorte Stuttgart und Berlin Mitarbeiter, die "Targeting-Aktivitäten mit geheimdienstlichen Erkenntnissen unterstützen." Es gehe darum, "Missionen der US-Regierung" in den Ländern "Algerien, Libyen, Tunesien und Mali" vorzubereiten. Die Missionen werden als "Find, Fix, Finish" beschrieben. In der US-Geheimdienstwelt steht dieser Begriff dafür, eine Zielperson zu finden, den genauen Aufenthaltsort festzustellen und festzunehmen oder gegebenenfalls auch zu töten.

Ebenfalls für den Standort Berlin wird ein Analyst gesucht, der amerikanische Spezialeinheiten bei ihren Missionen in Afrika ("Mali, Senegal und Niger") begleitet. Er soll "mindestens drei Jahre Erfahrung mit Anti-Terroroperationen" der CIA haben. Bei diesen Anti-Terroroperationen handelt es sich oft um gezieltes Ausschalten von Terrorverdächtigen, meist durch Drohnen.

Die Stellenanzeigen belegen auch einen klaren Zusammenhang zwischen dem "PRISM"-Programm, das im Kommandobereich der Bundeswehr in Afghanistan eingesetzt wurde, und dem Überwachungsprogramm der NSA. Das in Afghanistan eingesetzte "PRISM" wurde entwickelt von der US-Softwarefirma "SAIC". Die Firma ist einer der größten Auftragnehmer der US-Regierung und entwickelt unter anderem Produkte für die NSA. Das in Afghanistan eingesetzte "PRISM" erlaube es, "schnell und fokussiert geheimdienstliche Erkenntnisse zu erfassen", heißt es in einem Bericht von "SAIC".

Derzeit sucht in rund 15 Stellenangeboten, die "Bild" vorliegen, nach neuen Mitarbeitern, der sich mit den streng geheimen Datenbanken "MARINA" und "MAINWAY" auskennen. In diesen Datenbanken der NSA speichert "PRISM" unter anderem Telefon- und Internet-Verbindungsdaten. Die gesuchten Mitarbeiter, so geht es aus den Anzeigen hervor, sollen diese Datenbanken nutzen, um "Ziele von Interesse zu identifizieren, ihre Motive und Fähigkeiten herauszufinden und mögliche böse Absichten festzustellen." Dabei sollen sie "mit Partnern bei den Geheimdiensten zusammenarbeiten."

Weiter sucht "SAIC" derzeit dringend nach Mitarbeitern, die Erfahrung im Umgang "mit modernen Telekommunikationsanlagen und Mobilfunk-Systemen" haben. Gesucht wird auch ein "Analyst", der sich damit auskennt, "Daten aus sozialen Netzwerken und Telekommunikation auszuwerten", um "Ziele von höchster Priorität aufzuspüren". Dabei sollte der Analyst sich mit der Eingabemaske von "PRISM" auskennen und "Erfahrung darin haben, die Sprachen Persisch/Farsi auszuwerten." Für das in Afghanistan eingesetzte "PRISM" sucht "SAIC" derzeit mindestens zwei Computer-Fachleute. Aus den Stellenanzeigen geht deutlich hervor, dass dieses "PRISM" im streng geheimen Computernetzwerk der NSA (NSANet) läuft.

Datenschützer bringt EU-Vorschriften für US-Internet-Unternehmen ins Spiel

Als Reaktion auf die Spähaffäre hat der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar eine Pflicht für US-Unternehmen wie Facebook und Google ins Spiel gebracht, Server für europäische Nutzerdaten analog zum Vorgehen mit Bankdaten im Swiftskandal in Europa betreiben zu müssen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Caspar, dies könne eine mögliche Antwort auf `Prism` sein, um die Daten "einem unmittelbaren Zugriff der US-Sicherheitsbehörden zu entziehen". Dass die Datenverarbeitung durch die Unternehmen dann in Europa stattfände, sei aber keine hinreichende Bedingung, um den Datenschutz zu verbessern. "Darüber hinaus müsste sichergestellt werden, dass ein Zugriff von US-Behörden auf die in Europa befindlichen Server nicht stattfindet oder zumindest nach Maßgabe europäischer Rechtsvorschriften erfolgt", sagte er. "Eine unabhängige Kontrolle durch die Datenschutzbeauftragten der Mitgliedstaaten wäre zudem zu fordern", betonte Caspar.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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