Israel warnt vor Legitimierung der neuen Machthaber in Syrien
Nach Berichten über Massaker gegen die alawitische Minderheit in Syrien mahnt Israel die europäischen Regierungen zu einem harten Vorgehen gegen die neuen Machthaber. Der neue Regierungschef Ahmed al-Scharaa und seine Männer "waren Dschihadisten und sind es geblieben, auch wenn sie jetzt Anzüge tragen", sagte Israels Außenminister Gideon Sa'ar der "Bild". Er kritisierte, dass europäische Vertreter "in den letzten Monaten nach Damaskus geströmt" seien, um al-Scharaa die Hand zu schütteln.
"Diejenigen, die ein islamistisches Regime in der Enklave Idlib geführt
haben, sind dieselben geblieben - selbst, nachdem sie mit Gewalt
weiteres Territorium erobert haben, einschließlich der Hauptstadt
Damaskus. Ihr Gerede über 'Inklusivität' gegenüber Syriens verschiedenen
Minderheiten blieb nichts als leere Worte. An diesem Wochenende fielen
die Masken." Die neuen Machthaber "massakrierten gnadenlos ihr eigenes
Volk".
"Europa darf die Realität nicht verkennen", so Sa'ar. "Es
muss aufwachen, es muss aufhören, einem Regime Legitimität zu verleihen,
dessen erste Handlungen - wenig überraschend angesichts seiner
bekannten terroristischen Vergangenheit - diese Gräueltaten sind." Vor
allem aber müsse Europa seine Stimme erheben - "gegen das Massaker,
gegen den barbarischen Mord an Zivilisten, gegen das reine Böse der
Dschihadisten".
Die in Großbritannien ansässige syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte zuletzt mitgeteilt, dass in
den Küstenprovinzen Tartus und Latakia mehr als 1.000 Menschen getötet
worden seien, darunter etwa 700 aus nächster Nähe erschossene
Zivilisten. Die meisten von ihnen sollen von Truppen der neuen Regierung
unter Führung von al-Scharaa getötet worden sein.
Die syrische
Regierung wies die Vorwürfe zurück und sprach von "undokumentierten
Anschuldigungen". Ihre Streitkräfte operierten nach "strengen
Standards". Eine andere Organisation, das Syrische Netzwerk für
Menschenrechte, gab an, dass Assad-Anhänger mehr als 100
Sicherheitskräfte der neuen Regierung getötet hätten. Die Kämpfe
begannen am Donnerstag, als Anhänger von Assad mehrere Regierungstruppen
getötet hatten. Daraufhin breiteten sich die Kämpfe auf mehrere
Regionen aus, in denen die Minderheit der Alawiten leben, zu denen auch
Assad gehört.
Quelle: dts Nachrichtenagentur