General warnt vor Problemen bei Großverlegung an Nato-Ostflanke
Angesichts der Spannungen mit Russland warnt der für die Verlegung an die Nato-Ostflanke zuständige Bundeswehrgeneral André Bodemann vor großen bürokratischen und logistischen Hürden. "Wir befinden uns nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden, sondern in irgendeiner Phase dazwischen", sagte der Planer des Projekts Drehscheibe Deutschland der "Süddeutschen Zeitung".
Der Kommandeur Territoriale Aufgaben ist verantwortlich, wenn
Hunderttausende Soldaten durch Deutschland an die Nato-Ostflanke verlegt
werden müssten.
Besonders die Bürokratie sei ein Problem, neben
fehlenden Transportkapazitäten der Bahn und zu wenigen eigenen
Lkw-Fahrern. "Konvois müssen beispielsweise in Deutschland anders
beflaggt werden als in den Niederlanden oder in Polen. Mal soll das
erste Fahrzeug eine Flagge haben, mal das letzte Fahrzeug, mal jedes
Fahrzeug. Das sind Dinge, die treiben mich in den Wahnsinn", sagte er.
Zudem gebe es unterschiedliche Zollvorgaben von EU und Nato. "Wenn Sie
nicht das richtige Formblatt haben, dann kann der Konvoi nicht
weiterfahren. Unser Ziel ist es, dass das vereinheitlicht wird und
digitalisiert wird, damit wir nicht mehr mit der 'Zettelwirtschaft'
rumlaufen."
Eine weitere Herausforderung sei der Zustand der
Infrastruktur in Deutschland. Aus Sicht des Bundeswehrgenerals ist es
unumgänglich, nun stärker in Brücken zu investieren, auch weil etwa
Panzer deutlich schwerer geworden sind. "Im Kalten Krieg haben wir mit
40 oder 50 Tonnen gerechnet", sagte Bodemann. "Jetzt müssen wir mit etwa
80 bis 100 Tonnen rechnen. Darauf sind viele unserer Brücken noch nicht
ausgerichtet."
Bodemann verteidigte Logistik-Verträge mit der
Deutschen Bahn und dem Rüstungskonzern Rheinmetall, der bis zu 260
Millionen Euro für Versorgungsstationen bei Truppenverlegung durch
Deutschland erhalten soll. "Resilienz bedeutet unter anderem, dass Sie
am Ende eine Leistung unter Vertrag nehmen, in der Hoffnung sie gar
nicht abrufen zu müssen. Und das kostet halt Geld", sagte er. Man werde
künftig bei einer großen Übung prüfen, wie es ist, wenn mehrere
Leistungen aus dem Vertrag mit Rheinmetall gleichzeitig abgerufen
werden. "Genau wie wir hat auch der Bundesrechnungshof ein großes
Interesse daran festzustellen, ob das, was wir da investieren, auch
gerechtfertigt ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur