Österreichs Bundeskanzler sieht Europa in Wohlstands-Falle
Archivmeldung vom 30.06.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićÖsterreichs Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sieht Europa in der Wohlstands-Falle. Die Europäische Union drohe, wegen "Wohlstandsverwahrlosung" im globalen Wettbewerb zurückzufallen, sagte Stocker der "Bild". Europa wiege sich "in seiner Wohlstands-Komfortzone" und müsse dringend wieder Leistungsbereitschaft zeigen.
Der ÖVP-Politiker weiter: "Manchmal kann ich den Eindruck gewinnen, dass
wir ein Stück weit wohlstandsverwahrlost sind." Politik und
Gesellschaft müssten "das Aufstiegsversprechen" erneuern, damit sich
Leistung wieder lohnt und "von der Arbeit auch mehr übrigbleibt".
Beim
Thema Migration machte Stocker deutlich, dass er mit den verschärften
Kontrollen an den deutschen Außengrenzen kein Problem habe - auch nicht
mit den Zurückweisungen, die Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) angeordnet haben. Die
Zurückweisung von Migranten "an der deutschen Grenze ist für Österreich
kein Problem", weil man "auf Innenminister- und Kanzlerebene ein sehr
gutes Verhältnis pflegt" und "in diesem Rahmen ohne größere Probleme"
vorgeht. Stocker verwies darauf, dass Österreich "seit 2015 Grenzen
kontrolliert - und mit uns, Deutschland und weitere acht
Schengen-Staaten".
Laut Stocker unterstützt auch sein deutscher
Amtskollege Merz, die Forderung von anderen EU-Staatschefs, straffällig
gewordene Asylbewerber auch nach Afghanistan, Syrien oder in
Drittstaaten abzuschieben, und stellt fest: Eine entsprechende
Initiative von Italiens Ministerpräsidentin Meloni und Dänemarks
Regierungschefin Frederiksen zur Neuauslegung der europäischen
Menschenrechtskonvention (EMRK) unterstütze neben ihm auch die neue
Bundesregierung, so Stocker im "Bild"-Gespräch: "Ja, ich glaube, dass
Deutschland hier inhaltlich mitzieht."
Er sei froh, so Stocker,
in Berlin nun einen Amtskollegen zu haben, "mit dem mehr geht als
früher". Stocker: "Friedrich Merz hat in seiner Kanzlerschaft schon
gezeigt, dass er Verantwortung übernehmen will. Für mich hat er gezeigt,
dass er sie auch übernehmen kann." Eine "stärkere Rolle Deutschlands"
sei "für das gemeinsame Projekt EU sicher eine Bereicherung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur