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Nordkorea baut den Kapitalismus auf

Archivmeldung vom 19.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grenze Nordkorea-Südkorea bei Panmunjeom
Grenze Nordkorea-Südkorea bei Panmunjeom

Foto: User:Filzstift
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ungeachtet dessen, dass sich Nordkorea offiziell als sozialistisches Land bezeichnet, entwickelt sich dort in letzter Zeit ein nicht zu übersehender Privatsektor. Seine einfachsten Formen sind Marktverkauf und Landwirtschaft und Kleinwerkstätten, wo Kleidung, Schuhe und einfachste Haushaltsgegenstände hergestellt werden. Aber es gibt auch sehr viel größere Unternehmen, zum Beispiel der private Kohlebergbau. Das berichtet Andrej Lankow bei Radio "Stimme Russlands".

Dort heißt es weiter: "Da taucht die Frage auf: Wie arbeiten nordkoreanische Privatunternehmer unter den Bedingungen einer nicht existenten Rechtsbasis für ihre Tätigkeit?

Des Rätsels Lösung liegt darin, dass im modernen Korea die Grenze zwischen privatem und staatlichem Unternehmertum in den letzten Jahren aufgeweicht ist. Sehr viele Unternehmen, die auf dem Papier dem Staat gehören, sind in Wirklichkeit in Privatbesitz.

Besonders charakteristisch ist dies für nordkoreanische Außenhandelsfirmen. Nordkorea ignoriert seit Ende der 1970er Jahre das Prinzip des Staatsmonopols auf den Außenhandel. Nordkoreanische Staatsorganisationen, Großunternehmen und sogar Truppenteile haben das Recht bekommen, eigene Außenhandelsfirmen zu gründen.

Wenn es um eine Außenhandelsfirma geht, die zum Beispiel von einer Stahlgießerei gegründet wurde, ist die Situation völlig klar: Diese Firma muss, zumindest theoretisch, die Produktion dieser Gießerei verkaufen. Aber viele Außenhandelsfirmen werden von Organisationen gegründet, die im Prinzip überhaupt nichts produzieren. So haben die Straßenverwaltung des Generalstabs der nordkoreanischen Armee oder die Leitung der Militäraufklärung ihre eigenen Außenhandelsfirmen. Natürlich handelt die militärische Aufklärung nicht mit schießenden Kugelschreibern und ähnlichem Spionagezubehör, sondern mit sehr viel prosaischeren Gegenständen.

Gewöhnlich bekommt eine nordkoreanische Außenhandelsfirma die Genehmigung zum Export von bestimmten Waren, die auf einem bestimmten Territorium hergestellt werden. So kann eine Firma zum Beispiel das Vorzugsrecht für die Ausfuhr von Holzschwamm bekommen, der in einigen Gebieten der einen oder anderen Provinz gewonnen wird, oder aber auch für den Export von Kohle.

Aber die Zeiten sind längst vorbei, als die Staatsmacht den eigenen Bauern befehlen konnte, zum Pilzesammeln in die Berge zu gehen, oder Fischerboote zum Fangen von Tintenfisch und Seelachs für den Export abkommandieren konnte. Heute muss man einen annehmbaren Preis zahlen, um Exportware zu bekommen. Genau dies wird für die Außenhandelsfirmen zum Stein des Anstoßes, denn sie haben in ihrem Budget nicht genügend Geld. Andererseits ist das ein günstiges Schlupfloch für das nordkoreanische Kapital.

Gewöhnlich sprechen sich die Vertreter von Firmen mit Exportrecht mit einem lokalen Unternehmer ab, der sich in der Schattenwirtschaft ein Vermögen angehäuft hat. Dieser Unternehmer wird zum Hauptinvestor der Außenhandelsfirma, obwohl er dort formell nur als normaler Mitarbeiter geführt wird.

Von dem Investorengeld wird Ware eingekauft. Der Investor kann auch den Verkauf von Exportware nach China vereinbaren. Ist die Operation durchgeführt, zahlt der Investor eine zuvor abgesprochene Summe in den Staatshaushalt ein und alles, was er darüber hinaus erwirtschaftet hat, wandert in seine eigene Tasche.

Auf diese Weise können durchaus große Privatunternehmen entstehen, wie zum Beispiel Kohlegruben oder Goldminen. Formal befindet sich solch eine Grube oder Mine im Besitz einer nordkoreanischen Außenhandelsfirma, in Wirklichkeit ist sie das Privatunternehmen eines ortsansässigen Krösus. Der Privatinvestor stellt Arbeiter ein, kauft die Ausrüstung und organisiert Produktion und Verkauf. Das gewonnene Gold oder die Kohle gehen ins Ausland, aber nur ein Teil der erzielten Einnahmen findet sich im Staatshaushalt wieder. Ein anderer Teil fließt in die Taschen der korrupten Beamten, mit denen dieser Unternehmer unter einer Decke steckt, und den Rest steckt er selber ein.

Dieses bizarre Schema eines staatlich-privaten Unternehmertums ist äußerst instabil, aber unter den heutigen Bedingungen funktioniert es. Wie man es auch dreht und wendet – das Volumen des nordkoreanischen Exports geht in den letzten Jahren stabil in die Höhe. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Tätigkeit des halblegalen nordkoreanischen Privatkapitals bei diesem Zuwachs eine nicht zu verachtende Rolle spielt. Die nordkoreanischen Unternehmer haben mit Marktständen und Schuhwerkstätten angefangen und lernen jetzt, die Herren von Goldgruben zu sein."

Quelle: Text Wlad Grinkewitsch - „Stimme Russlands"

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