Wirtschaft drängt auf Lockerung der EU-Lieferketten-Richtlinie

Bild: Mus Lim (Talk | contribs) /COO / Eigenes Werk
Die deutsche Wirtschaft macht weiteren Druck zur Lockerung der EU-Lieferketten-Richtlinie. Die Pflicht für Unternehmen zur Überwachung ihrer Lieferanten sollten nur für direkte Zulieferer außerhalb der EU gelten, heißt es in einer Erklärung von neun Spitzenverbänden, über die das Nachrichtenmagazin Politico berichtet.
Es sei nicht nachvollziehbar, warum "im gemeinsamen Binnenmarkt mit
seinen hohen Standards neue Sorgfaltspflichten eingeführt werden
sollten". Die Beschränkung auf Lieferanten aus Drittländern könne auch
verhindern, dass der bürokratische Aufwand auf kleine und mittlere
Unternehmen in der EU durchschlägt.
"Die Wirtschaft erwartet
pragmatische Gesetze, die mit verhältnismäßigem Aufwand rechtssicher zu
erfüllen sind", schreiben die Verbände. Diese Anforderung müsse die
Europäische Union nun endlich erfüllen.
"Sollte die Richtlinie
nicht in Gänze wegfallen, braucht es jedenfalls eine dringende
Vereinfachung der Sorgfaltspflichten", schreiben die
Wirtschaftsverbände. Neben der Lieferkettenrichtlinie sprechen sie dabei
auch die Berichterstattungspflichten zur Nachhaltigkeit (CSRD), die
Regelungen zu CO2-Grenzausgleichszahlungen (CBAM) und Vorschriften gegen
die Entwaldung (EUDR) an.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung
müsse "auf einen klar verständlichen, rechtssicher und mit
verhältnismäßigem Aufwand zu bewältigenden Kern" reduziert werden. Für
alle Richtlinien solle es einen gemeinsamen Schwellenwert für die
Unternehmensgröße geben, ab der sie gelten. Die Verbände schlagen die
Anhebung auf mindestens 3.000 Beschäftigte neben einem
Mindestjahresumsatz von 450 Millionen Euro vor.
Die
EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) verpflichtet Unternehmen, bei ihren
Lieferanten die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards sowie
Menschenrechten zu überprüfen. Sie ist bereits beschlossen, aber noch
nicht in Kraft. Die EU-Kommission selbst hat Vorschläge gemacht, wie die
Richtlinie verschlankt werden kann, um Bürokratie, Kosten und Risiken
für Unternehmen zu verringern. Die Gespräche darüber gehen in Brüssel in
dieser Woche in die entscheidende Phase.
Hinter der Initiative
stehen der Bundesarbeitgeberverband Chemie, der Bundesverband
Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), der Bundesverband der
Dienstleistungswirtschaft, Der Mittelstandsverbund, Gesamtmetall, die
Stiftung Familienunternehmen und Politik, der Verband der Chemischen
Industrie (VCI), der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI)
und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).
Quelle: dts Nachrichtenagentur