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Trichet warnt vor Nachlässigkeit im Umgang mit der Inflation

Archivmeldung vom 02.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hat vor Nachlässigkeit im Umgang mit der Inflation gewarnt. "Wir Notenbanker tragen eine große Verantwortung. Wenn wir nicht entschlossen sind, besteht das Risiko, dass die Inflation explodiert. Wenn wir entschieden handeln, dann können wir die Situation meistern", sagt Trichet der ZEIT.

Die EZB hatte im vergangenen Monat angedeutet, dass sie den Leitzins in der Euro-Zone am morgigen Donnerstag anheben wird. Zuletzt hat sich aber der konjunkturelle Ausblick merklich eingetrübt, weshalb die Pläne der EZB von politischer Seite kritisiert wurden.

Trichet sagt, gerade im europäischen Denken sei Nachhaltigkeit ein zentraler Begriff. "Für Europa typisch ist ein Sinn dafür, dass es wichtig ist, nicht nur kurzfristig, sondern mittel- und langfristig zu denken, ein Sinn für die Verantwortung gegenüber kommenden Generationen." Er sei ein Anhänger der europäischen Integration. "Die Einigkeit Europas war eine Notwendigkeit, und sie bleibt ein Muss."

Trichet sagt, er sei politisch weder klar rechts noch klar links einzuordnen. "Ich habe von beiden Seiten gelernt. Von der Linken die Bedeutung des sozialen Zusammenhalts und von der Rechten die Wichtigkeit von Effizienz und Verantwortung ... Ich war nie versucht, in die Parteipolitik zu gehen. Ich halte viel von der Idee, dass es einen Hüter von Werten, einen Hüter des Gemeinwohls geben muss."

Notenbank der Notenbanken warnt vor Grenzen des Wachstums

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) erwartet eine längere Phase mit niedrigen Wachstumsraten. "Ich glaube, dass wir in den kommenden Jahren erheblich niedrigere Wachstumsraten erleben werden als bisher. In gewisser Weise könnte man sagen, dass das Spiel aus ist", sagt ihr Chefvolkswirt William White der ZEIT. "Unsere Art, zu leben und zu wirtschaften, war exzessiv, es konnte nicht ewig so weitergehen. Und was nicht ewig weitergehen kann, endet irgendwann einmal", sagt White.

Nach Einschätzung des Volkswirts kann die Welt kurz- und mittelfristig nicht so rapide weiterwachsen wie bisher: "Die Weltwirtschaft überhitzt sich. Die steigende Teuerung zeigt uns an, dass wir an unsere Grenzen stoßen. Vor allem in den Schwellenländern ist die Lage dramatisch." Wichtige Ressourcen wie Öl würden knapp, am Arbeitsmarkt gebe es einen Mangel an Fachkräften. Es brauche einige Zeit, bis sich die Wirtschaft an die neue Situation anpassen könne.

Die BIZ mit Sitz in Basel ist die Dachorganisation der Zentralbanken weltweit und wird auch als Notenbank der Notenbanken bezeichnet. Eine Debatte über die Grenzen des Wachstums hatte es bereits in den siebziger Jahren gegeben, als der Club of Rome einen entsprechenden Bericht vorlegte.

White macht indirekt die Zentralbanken für die hohen Inflationsraten verantwortlich: "Die Globalisierung und der technische Fortschritt haben die Inflationsraten gebremst. Die Zentralbanken waren aber nicht bereit, den Rückgang der Teuerung hinzunehmen. Also haben sie die Zinsen niedriger gehalten, als sie eigentlich hätten sein müssen."

White fordert die Notenbanken auf, entschieden gegen die Inflationsgefahren vorzugehen - auch wenn sich derzeit die Wirtschaft abkühle. "Wir sollten uns jetzt zuerst um die Inflation kümmern. Erst wenn die Teuerung wieder unter Kontrolle ist, wenn die Inflationserwartungen stabil sind, kann man sich der Wachstumsschwäche widmen", sagt er. Das müsse dann aber ohne ideologische Scheuklappen geschehen. Auch Konjunkturprogramme könnten nötig werden. "Wenn keiner mehr Geld ausgeben will, muss es der Staat tun."

Quelle: DIE ZEIT

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