Lage bei Massenprotesten in Kairo eskaliert
Archivmeldung vom 02.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei den Demonstrationen auf Kairos Straßen ist die Lage innerhalb der vergangenen Stunden eskaliert. Am Nachmittag kam es zu Schlägereien zwischen Anhängern und Gegnern des amtierenden Präsidenten Mubarak, bei denen Medienberichten zufolge 500 Menschen verletzt wurden. Während die Proteste in anderen ägyptischen Städten wie Alexandria friedlich verlaufen, zeigten Fernsehbilder gewalttätige Szenen aus Kairo.
Oppositionelle errichteten Barrikaden nachdem sie von Anhängern des Präsidenten mit Steinen beworfen worden waren. Auch Schüsse waren zu hören, laut Medienberichten wurde aber nur in die Luft geschossen. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammelten sich schon am Dienstag hunderttausende Menschen, um gegen das Mubarak-Regime zu demonstrieren. Der bereits als möglicher Nachfolger des Präsidenten gehandelte Friedensnobelpreisträger Mohammed al-Baradei warf Mubarak "eine Politik der Einschüchterung" und "kriminelle Methoden" vor. Das sagte er am Mittwoch dem BBC-Hörfunk. Er äußerte zudem seine tiefe Sorge, dass die Proteste in einem Blutbad enden könnten.
Nahost-Experte: Kein Dominoeffekt in der arabischen Welt zu erwarten
Der Nahost-Experte Joachim Hörster hält ein Überspringen der Proteste von Ägypten auf andere Länder für unwahrscheinlich. Dies sagte der CDU-Politiker dem Deutschlandfunk. In den benachbarten Ländern Algerien und Libyen sei die Situation ähnlich der in Tunesien, so Hörster.
"Aber wir haben in Algerien auf der anderen Seite einen Staatshaushalt, der ausgeglichen ist, und viele, viele Milliarden Rücklagen, mit denen man eigentlich in der Bevölkerung helfen könnte, wenn man nur wüsste, wie." Das libysche System schätzt der Experte als zu autokratisch ein, um Raum für Proteste zu lassen und die Menschen zu unqualifiziert, um sich effektiv zu organisieren. "Die deutsche Außenpolitik sollte sich vergewissern, dass die Verhältnisse in jedem Land anders sind", rät Hörster und mahnt zur Unterstützung der Zivilgesellschaft in den arabischen Staaten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur