Deutsch-französischer "Reset" für mehr Autonomie geplant mit mehr Aufrüstung
Deutschland und Frankreich wollen mit einer gemeinsamen Anstrengung die Abhängigkeit von den USA verringern. Dafür planen die beiden Regierungen etliche Initiativen und einen "Reset" ihrer Beziehungen. Über die interne Agenda dafür berichtet das "Handelsblatt".
Ein zentraler Gedanke des vierseitigen Regierungspapiers ist demnach,
dass Europa sich auf einen "Rückzug der USA aus der europäischen
Sicherheit" vorbereiten müsse. Daher sei es erforderlich, autonom
handlungsfähig zu sein.
Unter anderem greifen Deutschland und
Frankreich die Idee wieder auf, "souveräne" Cloud-Plattformen zu
schaffen - große Rechenzentren, in denen Daten von Unternehmen und
Privatpersonen sicher verarbeitet werden können. Es gehe darum, "so
schnell wie möglich" eine "Immunität gegen ausländische Interventionen"
zu ermöglichen. Auch im Rüstungssektor wollen Frankreich und Deutschland
technologische Lücken schließen: Ausdrücklich betonen beide Länder,
dass es bei der "Erhöhung der Ausgaben Europas für Verteidigung und
Sicherheit" darum gehe, die "europäische technologische und industrielle
Basis" zu stärken. Für militärische Forschung ist eine neue
deutsch-französische Agentur für Sprunginnovationen vorgesehen - nach
dem Vorbild der US-Darpa.
Im Handelskonflikt mit US-Präsident
Donald Trump setzen Deutschland und Frankreich auf Geschlossenheit - ein
Abkommen mit den USA bleibt das erklärte Ziel. Doch das Papier geht
weiter: Erstmals wird die Möglichkeit ins Spiel gebracht, "monetäre und
sparpolitische Hebel" gegen Trump einzusetzen. Dieses Ansinnen dürfte
sowohl in Washington als auch bei EU-Partnern für Aufsehen sorgen. Denn
die EU zählt zu den größten globalen Kapitalexporteuren, ein erheblicher
Teil europäischer Ersparnisse fließt in den US-Markt. Dies politisch zu
instrumentalisieren, wäre ein drastischer Einschnitt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur