Außenbeauftragte: EU diskutiert Sekundärzölle gegen Russland
Die EU diskutiert härtere Sanktionen und Sekundärzölle nach US-Vorbild gegen Russland. Das sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas dem "Tagesspiegel". Vorbild ist der aktuelle Gesetzentwurf des US-Senators Lindsey Graham im Kongress. Dieser sieht unter anderem Zölle in Höhe von 500 Prozent für Importe aus Ländern vor, die Öl, Gas und andere kritische Güter aus Russland beziehen.
"Wir diskutieren in der Kommission bereits, wie wir das in der EU
nachmachen könnten", sagte Kallas. "Für den Frieden braucht es zwei
Parteien, für Krieg nur eine. Und Putin will eindeutig Krieg. Einen
Durchbruch könnten wir mit deutlich verschärften Sanktionen erzielen."
Die
von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag
vorgeschlagenen Sanktionen gegen Nord Stream 1 und 2 sieht Kallas als
vorsorglichen Schritt, um zu verhindern, dass über diese Infrastruktur
künftig Energie nach Europa geliefert werde. "Absurderweise haben wir
zuletzt von verschiedenen Seiten einige Bemühungen beobachtet, die
darauf hindeuten, dass an einer Inbetriebnahme gearbeitet wird. Dagegen
müssen wir uns wappnen."
Ihre Haltung erklärt die ehemalige
Premierministerin von Estland auch aus ihrer eigenen Biografie heraus.
"Freiheit kann man erst richtig verstehen, wenn sie einem genommen
wurde", sagte sie. "Meine Großeltern lebten anfangs noch in Freiheit.
Doch sie wurden ihrer beraubt, als die Sowjetunion Estland 1940
besetzte. Bis ich ein Teenager war, kannten wir keine Freiheit. Die
Erinnerung an die Zeit wird mich für immer prägen. Wenn ich als
Politikerin eine klare Linie gegen Russland verfolge, dann tue ich das
auch, damit niemand mehr das erleiden muss, was der Generation meiner
Großeltern widerfahren ist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur