Bericht über Datenleak: Sanktionen treffen Russlands Militär
Archivmeldung vom 02.06.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićRusslands Streitkräfte hängen offenbar in erheblichem Maß von westlicher Halbleiter-Technologie ab. Die Abhängigkeit der Chip-Hersteller Intel, AMD und Nvidia soll sogar die russischen Militärs alarmieren, wie aus internen Unterlagen aus dem Militärapparat hervorgeht, über welche die "Bild am Sonntag" berichtet. 1,1 Millionen Dokumente einer russischen Rüstungsfirma wurden demnach ausgewertet. Die Firma mit Sitz in Kasan gilt als zentral für die Ausrüstung des Militärs.
Der Datensatz enthält E-Mails, Verträge und Präsentationen, die mit der
höchsten Sicherheitsstufe "streng geheim" gestempelt sind. Enthalten
sind auch Briefe des früheren Verteidigungsministers Sergei Schoigu und
des Oberbefehlshabers Waleri Gerassimow. In den Papieren zeigen sich die
Experten laut "Bild am Sonntag" alarmiert über diese russische
Abhängigkeit und Verwundbarkeit. Russische Chips (Elbrus und Baikal)
seien keine Alternative zu den Halbleitern aus den USA, schreibt ein
russischer Rüstungs-Manager im März 2022 in einem vierseitigen Dossier.
Wörtlich heißt es: "Sie (die russischen Chips) sind der Konkurrenz in
puncto Leistung und Energieeffizienz unterlegen und zudem deutlich
teurer."
Der Rückstand sei erheblich, mindestens zehn Jahre hänge
sein Land der Konkurrenz hinterher, schreibt der NPO-Mitarbeiter in
einer internen Mail. Aufgrund der Sanktionen der USA und der EU kann
Russland Halbleiter nicht direkt kaufen, sondern erwirbt die Chips über
Umwege. Dazu wird auf ein verzweigtes System von Zwischenhändlern
zurückgegriffen.
Den Unterlagen zufolge sucht Moskau nach
Auswegen aus der Chip-Abhängigkeit von den USA. Im Blick haben sie dabei
zunächst chinesische Hersteller - den Plan aber verwerfen sie gleich
wieder. Der Grund: Dann werde ein "Lieferant aus einem potenziellen
Feindland (USA) durch einen Lieferanten aus einem anderen potenziellen
Feindland (VR China) ersetzt", schreibt der Manager. In der
Öffentlichkeit gilt die Volksrepublik bisher als Verbündeter Moskaus.
Quelle: dts Nachrichtenagentur