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Verfassungsschutzpräsident Maaßen: Sorge vor Ausreise von Kindern in den Dschihad nach Syrien

Archivmeldung vom 27.01.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Hans-Georg Maaßen (2012)
Hans-Georg Maaßen (2012)

Foto: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme
Lizenz: CC-BY-SA-3.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, warnt vor einer zunehmenden Zahl kleiner Kinder, die mit ihren radikalisierten Eltern in den Dschihad nach Syrien oder in den Irak ausreisen. Im Interview mit dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" sagte er: "Wir gehen von einem unteren zweistelligen Bereich aus. Aber gleichwohl ist das eine Gruppe, die uns Sorgen bereitet. Nicht zuletzt deshalb, weil die Eltern, die dschihadistisch geprägt sind, versuchen ihre Kinder zu indoktrinieren, versuchen sie, zu einer neuen Generation von Dschihadisten aufzubauen."

"Report Mainz" berichtet über mehrere Fälle, in denen Eltern mit ihren Kindern in das Kriegsgebiet gereist sind. So soll im Dezember 2014 eine 26-jährige Frau aus Osnabrück Deutschland mit ihrer vierjährigen Tochter Richtung Syrien verlassen haben. Die Staatsanwaltschaft Hannover bestätigte "Report Mainz", dass sie in diesem Fall die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens prüft, weil im Raum stehe, dass sich die Frau möglicherweise einer terroristischen Vereinigung angeschlossen hat. Pressesprecher Thomas Klinge sagte im Interview: "Die Frau soll einen Abschiedsbrief hinterlassen haben, in dem sie ankündigt, nicht wieder zurückzukehren, dass man sich dann im Paradies wiedersieht und der Hinweisgeber hat weiterhin gesagt, dass sie ihre vierjährige Tochter mitgenommen hat."

In einem weiteren Fall soll ein behördenbekannter Salafist aus Mainz im August 2014 mutmaßlich nach Syrien ausgereist sein. Sicherheitskreise bestätigten "Report Mainz", dass er dabei sechs seiner Kinder mitgenommen hat. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass die wegen Unterstützung des "Islamischen Staates" vor dem OLG Düsseldorf angeklagte Karolina R. aus Bonn bei einer Reise nach Syrien im Jahr 2013 ihren damals sieben Monate alten Sohn mitgenommen haben soll.

Die Psychotherapeutin Marianne Rauwald vom Frankfurter Institut für Traumabearbeitung, die bereits mehrfach Kinder aus Krisengebieten im nahen Osten behandelt hat, hält es für verantwortungslos, wenn Eltern ihre Kinder in Kriegsgebiete wie Syrien mitnehmen. Gegenüber "Report Mainz" sagte sie: "Schon alleine das Hinbringen dieser Kinder, das Herausreißen aus ihrem Alltag, aus ihren sozialen Bezügen, aus unserer europäischen Gesellschaft ist schon ein Missbrauch dieser Kinder, die als Mittel benutzt werden, um Bedürfnisse ihrer Eltern zu befriedigen."

Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Fred Abrahams, der bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zur Lage von Kindern im Nahen Osten forscht, hat die Indoktrination von Kindern und der Missbrauch von Kindern als Soldaten beim so genannten "Islamischen Staat" einen neuen Höhepunkt erreicht. Wörtlich sagte er: "Wir haben Dutzende von Kindern interviewt, die in diesen Gruppen gekämpft haben. Sie wurden zu militärischem Training gezwungen, religiöser Indoktrination und mussten sich Videos von Enthauptungen anschauen. Der IS ist nicht die einzige Gruppe, aber sie haben es zu einem neuen Level gebracht."

Verfassungsschutzpräsident Maaßen fordert die Behörden auf, bei Ausreisen mit Kindern besonders wachsam zu sein. Wörtlich sagte er: "Was Kinder angeht, haben wir ein besonderes Interesse, die Ausreise zu verhindern. Aber hier sind in erster Linie die Jugendbehörden gefragt und aufgerufen, dies zu tun. Aber darüber hinaus ist es dann auch Aufgabe der Grenzbehörden, die sehen, dass Kinder in Richtung Dschihad reisen können - in Richtung Türkei und Syrien -, diese Ausreise zu untersagen."

"Report Mainz" berichtet zudem über die Indoktrinierung von Kindern durch mutmaßliche Dschihadisten, die in Deutschland leben, wie etwa im Fall Marco G. Der 27-jährige Konvertit steht derzeit vor Gericht, weil er laut Anklage der Bundesanwaltschaft im Jahr 2012 einen Sprengsatz am Bonner Hauptbahnhof deponiert haben soll, der nur zufällig nicht explodiert ist. Laut Informationen von "Report Mainz" bekam er im Oktober 2013 in Untersuchungshaft Besuch von seinem damals dreijährigen Sohn. Dieser soll zu seinem Vater, Marco G., mehrfach "Allahu Akbar" gerufen und gesagt haben, dass er lieber kämpfen als spielen wolle. Marco G. habe ihn dafür gelobt.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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