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"Wir entlassen neue Steuerzahler" - Gefängnisleiter über norwegischen Strafvollzug

Archivmeldung vom 23.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: ZEIT WISSEN Fotograf: DIE ZEIT
Bild: ZEIT WISSEN Fotograf: DIE ZEIT

"Man kann hier keinesfalls Gefängnisdirektor werden, wenn man sich auf Rache und harte Bestrafung konzentriert", meint Are Høidal, Leiter des norwegischen Hochsicherheitsgefängnisses Halden. In der aktuellen Ausgabe von ZEIT WISSEN spricht Høidal, der seit 1984 in Gefängnissen arbeitet, über die Besonderheiten in Norwegen: "Der norwegische Strafvollzug basiert nicht auf Rache."

Høidal weiter: "Meinen Besuchern aus den USA geht es hingegen sehr viel um Rache. Sie finden es seltsam, dass sich in Norwegen so gut wie niemand rächen will", sagt der Gefängnisleiter über das internationale Interesse.

Natürlich möge man auch in Norwegen keine Kriminellen, aber jeder solle freigelassen werden können. "Ich pflege zu sagen: Wir lassen Ihren Nachbarn frei", so Høidal. "Und welchen Nachbarn wollen Sie zurückhaben? Einen wütenden Nachbarn, der im Gefängnis schlecht behandelt wurde und der sich, wenn er entlassen wird, an der Gesellschaft rächen will? Oder wollen Sie einen Nachbarn, der nach der Entlassung anfängt zu arbeiten, Steuern zu zahlen, der dann ein Teil der Gesellschaft sein will? Wir entlassen neue Steuerzahler."

In den neunziger Jahren fand aufgrund der hohen Rückfallquote ein Umdenken im Strafvollzug statt. Fortan setzte man Wärter stärker für Rehabilitationsarbeit ein, die Arbeit zielte auf eine Verhaltensänderung der Inhaftierten ab. Seit dem Kurswechsel liege die Rückfallquote in Norwegen bei 25 Prozent, die niedrigste der Welt. "Das Schwierigste war, die alten Beamten zu verändern. Schließlich sollten die plötzlich von Wärtern zu Sozialarbeitern werden." Er unterstützte den Wandel früh. Heute sei es kein Thema mehr, engagiertes Personal zu finden: "In Norwegen ist die Arbeit im Gefängnis sehr beliebt. Es ist ein sicherer Job, und man verdient recht gutes Geld." sagt der Gefängnisdirektor aus Norwegen, dessen ältester Sohn ebenfalls als Gefängniswärter arbeitet.

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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