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Claudia Roth: Unhaltbare Zustände auf griechischer Insel Kos

Archivmeldung vom 12.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Claudia Roth (2013)
Claudia Roth (2013)

Foto: Harald Krichel
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth, Bündnis 90/Die Grünen, hat die griechischen Behörden wegen des Umgangs mit Flüchtlingen auf der Insel Kos scharf kritisiert. Dort herrsche inzwischen das "totale Chaos", sagte Roth am Mittwoch im rbb-Inforadio: "Auf Kos ist wirklich alles außer Kontrolle. Es kommen jeden Tag ungefähr 700 bis 1.000 Menschen an. Sie bekommen keine Erstaufnahme, keine Basis-Notversorgung wie trockene Kleidung, Nahrungsmittel, medizinische Versorgung oder eine menschenwürdige Unterkunft. Sie bekommen gar nichts."

Die Menschen, die am Hafen und auf Plätzen campiert hätten, seien gestern von den Behörden in ein Stadion getrieben worden. Dort hätten mindestens 1.000 Menschen stundenlang in der Hitze warten müssen, es habe zudem nur zwei Toiletten gegeben. Roth zeigte sich entsetzt von den Zuständen: "Das ist mitten in Europa die Hölle auf Erden für diese Menschen."

Roth, die sich vor Ort ein Bild von der Lage machte, sieht die Verantwortung vor allem bei den lokalen Behörden. Der Bürgermeister von Kos verweigere jede Art von Koordination, sagte Roth. Auch sei die griechische Regierung nicht präsent. Die schwierige Situation Griechenlands wegen der Finanzkrise sei keine Entschuldigung dafür, dass man den Menschen keine Nothilfe gewähre, betonte Roth.

Eskalation auf Kos: Bessere Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge dringend nötig - Deutschland und die EU müssen helfen

Die Aufnahmebedingungen für Flüchtlinge auf der Insel Kos müssen dringend verbessert werden. Angesichts der jüngsten Eskalation der Situation fordert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die griechischen Behörden, die EU und die deutsche Regierung auf, umgehend zu handeln. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen leistet derzeit medizinische Hilfe beim Stadion auf Kos. Dort haben die Behörden etwa 1.000 Menschen über Nacht ohne Zugang zu Toiletten und Duschen festgehalten.

"Ärzte ohne Grenzen ist sehr besorgt über die Situation auf Kos", sagt Brice de le Vingne, Leiter der für Kos verantwortlichen Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen. "Bisher hatten wir einen Zustand staatlicher Untätigkeit, jetzt wendet die Polizei zunehmend Zwangsmaßnahmen gegen diese verletzlichen Menschen an. Die Mehrzahl der Neuankömmlinge sind Kriegsflüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Die Behörden auf Kos haben deutlich erklärt, dass sie nicht die Absicht haben, die Situation für diese Menschen zu verbessern, weil sie denken, das würde einen 'Pull-Faktor' darstellen. Aber Menschen, die vor Krieg fliehen, werden weiterhin kommen, unabhängig davon, ob die Behörden versuchen, sie aufzuhalten oder nicht."

"Deutschland und die EU dürfen Griechenland bei der Schaffung akzeptabler Aufnahmebedingungen nicht im Stich lassen", sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Darüber hinaus muss die EU endlich sichere und legale Fluchtwege schaffen. Die Situation auf den griechischen Inseln und vor der libyschen Küste ist nur deshalb so dramatisch, weil Europa den Menschen auf der Flucht keine andere Wahl lässt, als in Booten die gefährliche Reise über die Ägäis oder das Mittelmeer anzutreten."

Nach der Eskalation der Situation am Dienstag hatte die Polizei etwa 1.000 Menschen in das Stadion an der Stadtgrenze von Kos gesperrt, andere halten sich in der Umgebung auf. In dem Stadion mit Kiesboden gibt es keinen Sonnenschutz, keine Duschen, fast keine Toiletten und keine Lebensmittel. Wer konnte, kletterte über einen Zaun, um außerhalb des Stadions Wasser und Lebensmittel für die Familien zu kaufen. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen hat im Stadion von 22 Uhr bis 24 Uhr medizinische Hilfe geleistet und ist auch heute wieder vor Ort.

Im Juli waren mehr als 7000 Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten auf Kos angekommen, doppelt so viele wie im Juni. Wegen fehlender Erstaufnahmeeinrichtungen hatten die meisten von ihnen Zelte in den öffentlichen Parks und auf den Plätzen in der Stadt Kos aufgeschlagen. Andere schliefen bisher nahe der Polizeistation unter freiem Himmel, ohne Zugang zu Toiletten und Duschen. Seit April werden den Geflüchteten keine Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Bis heute gibt es keinen Ort, an dem die Ankommenden empfangen und versorgt werden, obwohl in der Stadt ausreichend Platz vorhanden ist. Stattdessen werden die Menschen von einem Ort zum anderen geschickt.

Am Montag und Dienstag begann die Polizei mit Aktionen, die die Menschen aus den öffentlichen Bereichen vertreiben sollten. Sie räumte provisorische Unterkünfte und drängte die Menschen in das Gebiet beim Stadion. Teams von Ärzte ohne Grenzen wurden zudem Zeugen, wie Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma den Geflüchteten verboten, sich auf Parkbänke in der Innenstadt zu setzen.

Am Dienstagmorgen befanden sich rund 2000 Menschen in dem Stadion, darunter viele Familien mit Babys und Kleinkindern. Sie warteten bei 32 Grad in der prallen Sonne auf eine Möglichkeit, der Polizei ihre Namen zu übermitteln, um sich registrieren zu lassen. Die Polizei war mit der Menge von Menschen überfordert. Die Situation geriet außer Kontrolle. Daraufhin setzten Polizisten Feuerlöscher ein, um die Menschen auseinanderzutreiben.

Ärzte ohne Grenzen leistet auf Kos auch weiterhin medizinische Hilfe im ehemaligen Hotel "Captain Elias", einem leer stehendenden, abbruchreifen Gebäude ohne Strom, in dem Hunderte Flüchtlinge für durchschnittlich 10 bis 15 Tage Zuflucht suchen. So lange dauert es meist, bis sie von der griechischen Polizei registriert werden und die Papiere erhalten, mit denen sie die Insel verlassen können. Die meisten werden über diesen Prozess nicht ausreichend informiert. Ärzte ohne Grenzen betreibt außerdem mobile Kliniken und verteilt Hilfsgüter an Geflüchtete, die sich in Parks und an öffentlichen Plätzen aufhalten.

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) - rzte ohne Grenzen (ots)

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