NRC: Kamerun ist am stärksten vernachlässigte Vertreibungskrise
Archivmeldung vom 03.06.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Fluchtkatastrophe im westafrikanischen Land Kamerun gilt laut einer Hilfsorganisation als die am meisten vernachlässigte Krisenregion der Welt. Das ergibt eine Auswertung des "Norwegian Refugee Council" (NRC), über die die Tageszeitungen der Funke-Mediengruppe berichten und die am Dienstagnachmittag in Berlin vorgestellt wird.
Nach Kamerun gehören laut der Organisation weitere afrikanische Staaten
zu den Vertreibungskrisen, die weltweit kaum Beachtung finden, darunter
die Länder Äthiopien, Mosambik, Burkina Faso, Mali und Uganda.
In
Kamerun waren 2024 demnach rund 3,4 Millionen Menschen dringend auf
Hilfe und Schutz angewiesen. Der Grund sind vor allem die Folgen des
Klimawandels sowie schwere Gewalttaten durch islamistische
Terrororganisationen wie Boko Haram. Mehr als 1,1 Millionen wurden laut
der Organisation innerhalb des Landes mit schätzungsweise knapp 30
Millionen Einwohnern vertrieben. Fast eine halbe Million Geflüchtete und
Asylsuchende kommen demnach zudem aus Nachbarstaaten und suchen in
Kamerun Schutz. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen geht von
rund zwei Millionen Vertriebenen und Schutzsuchenden aus.
Das
"Norwegian Refugee Council" hat nach eigenen Angaben 34 Konfliktregionen
anhand von drei Kriterien ausgewertet: mangelnde Finanzierung, fehlende
mediale Aufmerksamkeit und Mangel an wirksamen internationalen
politischen und diplomatischen Initiativen. Der humanitäre Hilfsplan für
Kamerun ist laut NRC 2024 nur zu 45 Prozent finanziert gewesen - von
den "erforderlichen 371 Millionen US-Dollar wurden 168,2 Millionen
US-Dollar bereitgestellt", so die Organisation.
"Viele
vertriebene Familien, darunter Kinder, ältere Menschen und Menschen mit
Behinderungen, leben abgelegen ohne Rechtsschutz oder die Möglichkeit,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen", sagte Hassane Hamadou,
Regionaldirektor für Zentral- und Westafrika beim NRC, den
Funke-Zeitungen. Das gelte vor allem für den äußersten Norden des
Landes, am Tschadsee.
Zudem leide diese Region, die ärmste in
Kamerun, unter schwerer Ernährungsunsicherheit, so Hamadou. "Die
anhaltende Unsicherheit schränkt den Zugang zu Märkten und
kleinbäuerlichen Betrieben weiterhin ein und untergräbt so die Fähigkeit
der Familien, ihre Grundbedürfnisse zu decken." Jedes Jahr
veröffentlicht das NRC die Liste der zehn am meisten vernachlässigten
Vertreibungskrisen weltweit.
Quelle: dts Nachrichtenagentur