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Ute Lemper: Woody Allen foltert seine Schauspieler

Archivmeldung vom 05.10.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ute Lemper
Ute Lemper

Foto: Jaqen
Lizenz: CC-BY-SA-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Schauspielerin und Sängerin Ute Lemper ist in Woody Allens neuem Film dabei, den der US-Regisseur in Frankreich gedreht hat: "Ich habe gerade mit Woody Allen gedreht, in Nizza, einen ganz kleinen Auftritt. Lohnt nicht, es zu erwähnen. Ich singe nur ein Lied. Immerhin: Ich habe ihn kennengelernt", verriet die 50-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Helle Begeisterung hat dieses Kennenlernen bei Lemper offenbar nicht ausgelöst: "Er foltert seine Schauspieler. Colin Firth hat die Hauptrolle und war fertig mit den Nerven. Nach zwei Monaten Woody Allen war er auf Schlafmittel und Antidepressiva. Allen spricht nicht mit seinen Schauspielern, verlangt zwei Stunden vor Drehbeginn wilde Textänderungen und zahlt miese Gagen", berichtete sie.

Die Filme des Regisseurs seien jedoch "großartig". Kritisch steht Lemper auch den Musicals auf deutschen Bühnen gegenüber: "Es ist eine amerikanische Kunstform, die wir nur importiert haben. Als ich aufgewachsen bin, existierte das in Deutschland gar nicht jenseits einer ,My Fair Lady' mit der Operettensängerin am Stadttheater. Deutschland fehlt die Tradition, es bleiben Klon-Produktionen." Dennoch räumte die Wahl-Amerikanerin ein, gelegentlich Heimweh zu verspüren: "Nach 15 Jahren New York fehlt mir Europa doch sehr. Wenn ich die Kinder nicht hätte, würde ich mir schon einen zweiten Wohnsitz in Paris oder Berlin suchen. Ich möchte auch keinen amerikanischen Pass haben. Ich fühle mich europäisch." Gleichzeitig sieht Lemper aber auch Vorteile ihrer dauerhaften Abwesenheit: "Ich bin ganz froh, dass ich in der deutschen Presse nicht so prominent bin. Dass ich in Amerika bin, ermöglicht mir mein Privatleben. Ich vermisse es nicht, auf Filmbällen rumzuknutschen." Auch ansonsten hat die gebürtige Münsteranerin ein eher gespaltenes Verhältnis zu ihrer alten Heimat: "Es gab Phasen der Liebe und des Liebesentzugs. Meine Karriere ist nur auf Erfolg im Ausland gebaut. Die Deutschen haben nur gelobt, wenn die anderen gelobt haben. Welche andere deutsche Künstlerin hat in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte eine Zeremonie bekommen? Welche andere spricht in Australien, in Asien, in Amerika und Südamerika über das schwierige Erbgut der deutschen Geschichte, wer hält das deutsche Liedgut am Leben? Sprechen wir in 20 Jahren darüber; ich denke, dass mein Wert als kritischer Botschafter des Landes den Deutschen noch auffallen wird."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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