UN-Ökonom Flassbeck: Deutschland hat Krise mitverursacht
Archivmeldung vom 07.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Ansicht des Chefökonomen der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), Heiner Flassbeck, verschärft das milliardenschwere Sparpaket der Bundesregierung die Krise in Europa und lässt deshalb die Währungsunion scheitern. "Die Binnennachfrage ist noch viel zu schwach, als dass sie die staatlichen Ausgabenkürzungen ausgleichen kann", sagte Flassbeck in einem Interview mit dem ZDF-Onlineportal heute.de. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sei "zum Scheitern verurteilt".
Die Krise lasse sich zudem nur überwinden, wenn die Löhne in Deutschland stark angehoben würden: "Deutschland hat jahrelang unter seinen Verhältnissen gelebt - vor allem bei den Löhnen." Deutschland habe "die Krise zu einem großen Teil mitverursacht, weil die Reallöhne weniger als die Produktivität gestiegen sind". Das habe ein Deflationsszenario ausgelöst, das die übrigen Länder der Euro-Zone so nicht erwartet hätten.
Mitschuld an der Entwicklung gibt Flassbeck im ZDF-Interview auch Bundesbankpräsident Axel Weber, der als künftiger Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) gehandelt wird. Auch die Bundesbank habe sich jahrelang geweigert, das Auseinanderlaufen der Lohn-Stück-Kosten als Problem anzuerkennen. "Es spricht nichts dafür, diejenigen mit der Lösung der Zukunftsaufgaben in Europa zu betreuen, die in der Vergangenheit versagt haben", sagt Flassbeck.
Quelle: ZDF