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Francis Fukuyama erwartet politisch instabilere Welt

Archivmeldung vom 08.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama hat sich besorgt zur weltweiten Finanzkrise geäußert.

In einem Interview mit der ZEIT sagte er, der "Zusammenbruch der Wall Street" stelle Amerika "vor völlig neue Probleme. Es wird ein sehr, sehr schmerzhafter Prozess für alle Menschen. Wir sind erst am Anfang, der große Test steht uns noch bevor. Ich befürchte, die Welt wird insgesamt politisch instabiler."

Die Vereinigten Staaten, sagte Fukuyama weiter, hätten große Fehler gemacht. "Erst initiierten wir einen unnötigen Krieg gegen den Rat und den Willen fast der gesamten Welt, dann drückten wir dem Feldzug einen zweifelhaften Demokratie- und Freiheitsstempel auf und verpatzten schließlich auch noch die Kriegsstrategie. Nun reißen wir zu allem Überdruss Freund wie Feind mit ins Wirtschaftschaos." Vom Niedergang Amerikas könne allerdings nicht die Rede sein. Auch "in Zukunft wird Amerika sich weniger als andere mit dem Status quo zufriedengeben, es wird dynamischer bleiben, besorgter sein um seine Souveränität und seine Freiheit, und es wird den Wohlfahrtsstaat kleiner halten. Wir werden niemals ein zweites Schweden werden."

Ausdrücklich begrüßte Fukuyama die Wahl von Barack Obama zum Präsidenten. Amerika finde sich "am ehesten in Obama wieder. Die Republikaner taten so, als lebe das wahre Amerika in kleinen Städten und sei weiß. In Wahrheit aber wohnt die Mehrheit in Großstädten und ist immer weniger weiß. Die Wahl Obamas zeigt die Vitalität unserer Demokratie. Ich glaube nicht, dass die Franzosen einen Algerier oder die Deutschen einen Türken zum Kanzler wählen würden. Auch wenn Amerika von Zeit zu Zeit fatale Fehler begeht, hat es die Kraft, sich immer wieder neu zu erfinden. Das lässt hoffen."

Quelle: DIE ZEIT

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