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Fake: Saudischer Film zeigt keine Waffenschmiede der Huthis, sondern Bilder der US-Invasion im Irak

Archivmeldung vom 13.01.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: saudiatv / RT
Bild: saudiatv / RT

Mit einem Video über eine angeblichen Raketenmontagestätte im Jemen wollte die saudische Kriegskoalition offenbar auf die Gefährlichkeit der Huthis aufmerksam machen. Jedoch zog Saudi-Arabien eher Spott auf sich, da das Video einen ganz anderen Ursprung hat. Dies berichtet das Magazin "RT DE".

Weiter berichtet RT DE: "Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition, die im Nachbarland Jemen die Ansarallah – auch Huthis genannt – bekämpft, hat sich bei ihrer Vorgehensweise und Strategiefindung offenbar ein Stückweit an der Bush-Administration orientiert. So präsentierte die Koalition per offiziellem Medienkonto SPAregions am 9. Januar Videomaterial, welches belegen sollte, dass die jemenitische Gruppierung, gegen die die UNO ein Waffenembargo verhängt hat und der immer wieder Angriffe auf saudisches Terrain vorgeworfen werden, eine Fabrik für ballistische Raketen unterhält.

Ebenfalls am Samstag hatte das Wall Street Journal unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht eines Expertengremiums des UN-Sicherheitsrats für den Jemen geschrieben, dass Waffen aus Russland, China und dem Iran in den Jemen geschmuggelt würden. Darunter Raketenwerfer, Maschinengewehre und Scharfschützengewehre, welche von der US-Marine beschlagnahmt worden waren.

Bekräftigt durch eine Pressekonferenz am Sonntag wurde das von der saudisch geführten Koalition veröffentlichte Videomaterial – das vermeintlich das Innere einer Raketenfabrik der Ansarallah zeigt – von dem Sprecher der Koalition, Turki Al-Maliki, als große Enthüllung dargestellt.

"Die Koalition enthüllt erneut Videos aus dem Inneren des Huthi-Komplexes, die die Militarisierung der jemenitischen Häfen durch die Miliz zeigen", hieß es und Al-Maliki erklärte, es handle sich um Einblicke in eine Waffenschmiede irgendwo in der umkämpften Hafenstadt Hodeidah, die Saudi-Arabien lange blockierte.

"Der Hafen von Hodeidah ist der wichtigste Hafen für den Empfang iranischer ballistischer Raketen.  Die Raketen werden in [dem Hafen] unter der Aufsicht iranischer Sicherheitsbeamter zusammengebaut und montiert", so Maliki, der Mitglied in der Abteilung für Pläne und Operationen im Kommando der königlich-saudischen Luftwaffe ist.

"Dies ist ein bestimmter Ort im Hafen von Hodeidah, der aus Werkstätten für ballistische Raketen besteht, die dann aus dem Hafen transportiert werden." Der genaue Ort, fügte er hinzu, könne "nicht bekannt gegeben werden."

Jedoch handelte es sich bei dem in einem auffallend schmalen Format gezeigten Filmmaterial keineswegs um eine Waffenschmiede im Jemen. Vielmehr scheint sich die saudisch geführte Koalition nicht nur an der US-Strategie der Präsentation von gar nicht existierenden rauchenden Colts orientiert zu haben, sondern hat sich wohl gleich noch Filmmaterial aus deren darauf aufbauender Kriegshandlung geborgt. Denn bei dem präsentierten Filmmaterial handelte es sich um einen Ausschnitt aus dem Film "Severe Clear" aus dem Jahr 2009, der US-Truppen zeigt, die nach der  Invasion ein Raketenlager im Irak mit angeblichen Massenvernichtungswaffen auskundschaften.

Der gesamte Film ist auf YouTube verfügbar. Die saudischen Medienprofis haben sich an einem Ausschnitt daraus bedient, der 1 Stunde und 9 Minuten lang ist, wie es bei The Cradle heißt.

Der Journalist Zakaria Sharabi, der für die Tageszeitung Daily Yemen arbeitet, nahm sich die Behauptungen der saudischen Koalition auf Twitter vor und schrieb:

"Wenn die Angriffskoalition eine Szene aus einem US-Dokumentarfilm herausschneidet, der 2003 während der Invasion des Irak gedreht wurde, und behauptet, die Szene stamme von einem Ort [...] im Hafen von Hodeidah, dann bedeutet das nichts anderes als einen Höhepunkt des Bankrotts."

Laut Yahya Saree, Ansarallah-Brigadegeneral und Al-Malikis Amtskollege, zeige dieser Täuschungsversuch nur, dass die Kriegskoalition seit Beginn ihrer militärischen Aggression gegen den Jemen im Jahr 2015 "gelogen und betrogen" habe.

"Dies ist die Aggression, die von Anfang an mit Lügen und Täuschung angefüllt ist, und versucht, ihre Augen mit Sand zu bedecken. Aber die Kette der Lügen ist kurz."

Die in Jemen kämpfenden Ansarallah/Huthis wurden bereits als Terroristen gebrandmarkt. Im Jahr 2020 hatte Washington die Bewegung als ausländische terroristische Organisation (FTO) klassifiziert. Zwar hat die Biden-Administration diese Einstufung im Februar 2021 zurückgenommen, dabei aber Sanktionen gegen Mitglieder der Gruppe aufrechterhalten, da es aus Sicht der USA Huthis sind, die "den Frieden, die Sicherheit oder die Stabilität des Jemen" bedrohen, und "bösartige Handlungen" ausführen.

Saudi-Arabien und die Kriegskoalition kämpfen seit 2015 im Jemen, ursprünglich mit dem Ziel, den gestürzten Präsidenten Abdrabbuh Mansur Hadi wieder einzusetzen. Die immer noch andauernde Intervention wurde von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Beobachtern mehrfach kritisiert, weil sie immer wieder Nichtkombattanten tötet oder verletzt und offenbar vorsätzlich zivile Infrastrukturen trifft.

Der Krieg hat dazu beigetragen, eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt anzuheizen: Nach Schätzungen der Vereinten Nationen waren allein im vergangenen Jahr bis zu 400.000 jemenitische Kinder vom Hungertod bedroht. Beobachter führen die Ausbreitung längst besiegter Krankheiten wie Cholera sowie den Mangel an medizinischen Gütern und Nahrungsmitteln auf die Blockade des Hafens Hodaidah zurück.

Mit den Behauptungen Al-Malikis sowie der Inszenierung der geschnittenen Clips hat Saudi-Arabien einige Häme auf sich gezogen.

Sogar saudische Bürger reagierten in den sozialen Medien darauf. Khalid Al-Jabri, der Sohn des saudischen Dissidenten und ehemaligen Geheimdienstchefs Saad Al-Jabri, fragte sarkastisch, ob die Saudis als nächstes Filmmaterial aus dem Film "Der Soldat James Ryan" verwenden würden:

"Diese Art von militärischem Blödsinn von oben herab ist genau der Grund, warum Saudi-Arabien in einem siebenjährigen Sumpf im Jemen feststeckt. Dieser Krieg wird niemals enden, wenn die Informationen aus einem Dokumentarfilm über die Irak-Invasion gefälscht werden. Was kommt als Nächstes? Clips aus 'Der Soldat James Ryan' zeigen und behaupten, der Krieg sei gewonnen/beendet?"

Die saudische Aktivistin und Schwester der Frauenrechtlerin Loujain Al-Hathloul kommentierte:

"Ich frage mich, wie diese Leute sich an der Macht halten – was für ein Witz."

Quelle: RT DE

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