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London als Steueroase für griechische Millionäre

Archivmeldung vom 18.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Palace of Westminster, London, United Kingdom
Palace of Westminster, London, United Kingdom

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Reiche Griechen nutzen häufig ein Steuerschlupfloch in Großbritannien, um sich der Besteuerung in Griechenland zu entziehen. Das geht aus Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" hervor. Insbesondere London zieht offensichtlich griechische Multi-Millionäre an. Das Bundesfinanzministerium spricht mit Bezug auf die britischen Steuerreglungen von "schädlichem Steuerwettbewerb" in der EU. Der britische Vermögensverwalter Martin Graham von der "Oracle Capital Group" sagte "Report Mainz": "Von den superreichen Griechen kommt immer mehr neues Geld aus Griechenland dazu in den letzten 18 Monaten. Wegen der Krise in Griechenland. London ist besonders attraktiv für die Griechen wegen der Steuergestaltung."

Reiche, die ihren Wohnsitz nach London verlegen, können auf diese Weise die Steuerpflicht in Griechenland umgehen. Denn sie müssen in Großbritannien nur das versteuern, was sie in Großbritannien verdienen oder was aus dem Ausland auf britische Konten fließt. Von der Besteuerung der Gewinne und Einkommen, die sie außerhalb des Vereinigten Königreichs erzielen, können sie sich mit einer Art Steuerpauschale freikaufen - die sogenannte "Remittance Basis Charge". Wer mindestens 30.000 Pfund zahlt, bleibt von Nachfragen der britischen Finanzbehörden verschont. "Man muss überhaupt nichts den britischen Steuerbehörden nachweisen, nur was auf dem eigenen britischen Konto landet, das muss versteuert werden", sagt Vermögensverwalter Martin Graham, "für den Rest interessieren sich die britischen Finanzbehörden nicht, da kann die Person frei entscheiden, was sie mit dem Rest machen will."

Wenn man sich entscheidet, Einkünfte und Gewinne außerhalb Großbritanniens auch in Griechenland nicht anzugeben, bleiben sie ganz steuerfrei. Und genau das passiert offenbar, bestätigt auch der Londoner Immobilienmakler Noel de Keyzer von der Firma Savills, der Luxusvillen an reiche Griechen vermittelt: "Großbritannien hat keinerlei Kontrolle über die Gelder, die außerhalb Großbritanniens sind. Das ist sehr interessant für Millionäre und Milliardäre, die hier Häuser kaufen. Die können so legal Steuern umgehen, es ist so ein Weg, um Investments nach Großbritannien zu locken."

Dieses Steuerschlupfloch ist nach Ansicht deutscher Kapitalmarktexperten geradezu eine Einladung zur Steuerhinterziehung. Robert Halver von der Baader-Bank sagte gegenüber "Report Mainz": "Die Länder, die meinen, sie müssten Steuerschlupflöcher aufmachen, profitieren vom Elend Griechenlands." Denn Griechenland habe so praktisch keine Chance mehr an das Geld der griechischen Reichen zu kommen. Daher sei es nicht ganz fair, wenn in Deutschland immer nur auf Griechenland gezeigt werde: "Die Bundesregierung kann natürlich kritisieren, dass die Griechen keine vernünftige Steuereintreibung haben. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass es Länder in der EU gibt, die durchaus geneigt sind, die Türen aufzumachen für reiche Griechen, weil sie genau wissen, dass sie davon profitieren."

Das deutsche Bundesfinanzministerium bewertet die "Remittance Basis Charge" auf Anfrage von "Report Mainz" ebenfalls kritisch. Die britische "remittance-based taxation" könne zu einer "doppelten Nichtbesteuerung" führen, wenn im Heimatland auch keine Steuerangaben gemacht werden. Bei diesen "Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Steuerhinterziehung" habe es in Europa zwar Verbesserungen gegeben: "Dessen ungeachtet sind nach Auffassung der Bundesregierung alle Mitgliedstaaten der EU aufgefordert, von einem schädlichen Steuerwettbewerb abzusehen." Kritische Fragen zum britischen Steuerrecht seien aber eher an die britische Regierung zu richten. Das britische Finanzministerium hat Fragen von "Report Mainz" bislang nicht beantwortet.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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